Reaktive Gelenkentzündung; Para-/postinfektiöse Gelenkentzündung
Reactive arthritis; Postinfectious arthritis
Abakterielle Entzündung eines oder mehrerer vorzugsweise größerer Gelenke durch eine Reaktion des Immunsystems kurz nach Abklingen einer bakteriellen oder viralen extraartikulären Infektion.
Den reaktiven Mono- oder Oligoarthritiden gehen extraartikuläre Infekte in Rachen-, Urogenital- und Gastrointestinaltrakt voraus. Typische Erreger: Yersinien, Samonellen, Shigellen, Chlamydien, Campylobacter, Gonokokken, Streptokokken, Borrellien, Viren (z. B. Hepatitis-, Röteln-, Masern-, Varizellenviren, HIV). Die Erregerpersistenz löst eine molekulare Mimikry aus, so dass die Synovialflüssigkeit gegen Bakterienantigen, HLA-B27 und Autoantigene gerichtete T-Zellen enthält. Innerhalb weniger Tage bis zu vier Wochen nach Auftreten des Infekts kommt es zu den typischen Symptomen mit Befall ein oder mehrerer vorzugsweise größerer Gelenke, meist asymmetrischer Gelenkbefall. In 80 % der Fälle Assoziation mit HLA-B27. Auftreten bei 1–3 % der an Enteral- und Urogenitalinfekten Erkrankten.
Schmerz, Schwellung, Erguss, Überwärmung, gegebenenfalls Rötung, Bewegungseinschränkung, möglicherweise allgemeines Krankheitsgefühl, teils auch extraartikuläre Manifestationen (Reiter-Krankheit, Urethritis).
Anamnese, klinische Untersuchung, Labor (Entzündungslabor, Rheumaserologie, Immunoblot, Titerbestimmung), Gelenkpunktion (sterile Gelenkergüsse mit Nachweis von spezifischen Antikörpern), Röntgen (häufig unauffällig).
Infektiöse Arthritis, rheumatoide Arthritis.
Symptomatisch, Sanierung des extraartikulären Infekts.
Bettruhe, symptomatisch mit nicht-steroidalen Antirheumatika, vorsichtige physikalische Maßnahmen (z. B. Kryotherapie), Entlastung, gegebenenfalls Arthroskopie.
Symptomatisch mit nicht-steroidalen Antirheumatika, physikalische Maßnahmen, Physiotherapie mit Mobilisationsübungen, Entlastung, gegebenenfalls Arthroskopie.
Antiphlogistika, selten Antibiotika.
Gegebenenfalls Arthroskopie oder offenes Gelenkdébridement mit u. a. Spülung, Synovektomie.
Oft günstige Prognose, häufig Spontanheilung, chronischer Verlauf möglich.
© Springer 2017 |
Powered by kb-soft |