Springer-Verlag
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z 0-9

Lokalanästhetika

Handelsnamen

Novocain, Xylocain, Xylonest, Marcain, Naropin

Anwendungsgebiete/Indikationen

Lokalanästhesie in Form von Infiltrationsanästhesie, intravenöser Regionalanästhesie, Leitungsanästhesie, Spinal- und Epiduralanästhesie.

Dosierung

Abhängig von der behandelten Region und von der verwendeten Substanz.

Darreichungsformen

Injektionslösungen verschiedener Konzentration.

Cave: Es werden auch Injektionslösungen von Lokalanästhetika mit dem Zusatz Adrenalin angeboten, der jedoch in bestimmten Regionen (alle Akren, so z. B. Finger, Zehen, Nase, Penis) kontraindiziert ist!

Wirkmechanismus

Lokalanästhetika leiten sich chemisch vom Kokain ab, welches schon im 19. Jahrhundert in der Ophthalmochirurgie eingesetzt wurde. Man unterscheidet Lokalanästhetika vom Estertyp (z. B. Procain) und vom Amidtyp (z. B. Lidocain, Bupivacain). Lokalanästhetika entfalten ihre Wirkung durch die Blockierung von Natriumkanälen der Axonmembran, was die Entstehung von Aktionspotentialen und somit die Erregungsweiterleitung unterbindet. Diese Blockade der Erregungsweiterleitung betrifft in erster Linie Schmerzfasern, erst später und in höheren Konzentrationen werden die Berührungs- und Druckempfindung und die Motorik eingeschränkt.

Pharmakokinetik

Lokalanästhetika vom Estertyp werden durch Cholinesterasen des Serums relativ schnell hydrolysiert, die Lokalanästhetika vom Amidtyp werden dagegen hauptsächlich in der Leber metabolisiert, die Metaboliten werden renal eliminiert. Hieraus folgt eine langsamere Metabolisierung und Ausscheidung der Lokalanästhetika vom Amidtyp bei Patienten mit herabgesetzter Leberfunktion oder Niereninsuffizienz. Procain wirkt relativ kurz, Lidocain etwas länger, beide Substanzen eignen sich für kürzere Eingriffe. Bupivacain und Ropivacain wirken länger und sind deshalb auch für die postoperative Schmerztherapie, beispielsweise in Form von peripheren Nervenblockaden, einsetzbar. Die Wirkungsdauer mancher Lokalanästhetika wird durch den Zusatz von Adrenalin verlängert, da wegen der damit induzierten Vasokonstriktion die wirksamen Substanzen langsamer eliminiert werden.

Kontraindikation

Anwendung von Lokalanästhetika mit dem Zusatz Adrenalin in bestimmten Regionen (alle Akren, so z. B. Finger, Zehen, Nase, Penis). Bei bekannter allergischer Reaktion sowie dekompensierter Herzinsuffizienz.

Nebenwirkungen

Systemische Nebenwirkungen treten in erster Linie in Form von kardiovaskulären und zentralnervösen Effekten auf. Am Herzen kommt es zu Bradykardien, ventrikulären Tachykardien bis zum Kammerflimmern, Überleitungsstörungen, Arrhythmien, Blutdruckabfall oder Herzstillstand. Zentralnervös kann es zu Bewusstseinsstörungen, Krämpfen und Ohnmacht kommen. Allergische Reaktionen bis hin zum anaphylaktischen Schock sind beschrieben worden.

Wechselwirkungen

Wechselwirkungen sind in erster Linie bei systemischer Anwendung des Lidocains beschrieben worden, können prinzipiell aber auch bei der Verwendung größerer Mengen zur Lokalanästhesie vorkommen: So sind beispielsweise Wechselwirkungen mit Beta-Blockern beschrieben worden.

Autor

Nils Hailer

Anzeige

© Springer 2017
Powered by kb-soft