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Immobilisationsosteoporose

Synonyme

Inaktivitätsosteoporose

Definition

Durch längere Immobilisation (Bettlägerigkeit) oder Ruhigstellung einer Extremität verursachte Minderung der Knochenmasse und -dichte.

Pathogenese

Aufbau und Abbau der Knochensubstanz stehen in einem ständigen Fließgleichgewicht, und körperliche Aktivität mit entsprechender Belastung des Skeletts ist einer der wichtigsten Stimuli für den Erhalt der Knochensubstanz. Durch längerwährende Immobilisation, sei es die Immobilisation des gesamten Patienten im Rahmen der Bettruhe, sei es nur einzelner Skelettabschnitte wie bei der mehrwöchigen Entlastung einer Extremität, kommt es zum Abbau der Knochensubstanz. Formalpathogenetisch lässt sich die generalisierte Immobilisationsosteoporose nicht von einer primären Osteoporose unterscheiden; bei Entlastung einer Extremität liegt eine isolierte Immobilisationsosteoporose nur dieses Skelettabschnitts vor. Definitionsgemäß ist die Immobilisationsosteoporose also iatrogen. Als Inaktivitätsosteoporose bezeichnet man hingegen die Osteoporose, die unabhängig von ärztlich verordneter Ruhigstellung auftritt, u. z. im Rahmen mangelnder körperlicher Aktivität. Interessanterweise kommt es auch bei Kosmonauten nach mehrmonatiger Aufhebung der Schwerkraft trotz physischer Aktivität zu einer Osteoporose.

Symptome

Die Immobilisationsosteoporose verursacht wie die primäre Osteoporose per se keine Symptome, lediglich wenn Knochenmasse und -dichte so niedrig sind, dass Spontanfrakturen vorkommen, treten Symptome auf.

Diagnostik

Differenzialdiagnose

Differenzialdiagnosen bei generalisierter Immobilisationsosteoporose sind die primäre Osteoporose sowie andere sekundäre Osteoporoseformen wie bei Cushing-Syndrom, Malabsorption, langfristiger Heparingabe u. a. Die nach längerer Entlastung eines definierten Skelettabschnitts radiologisch sichtbare Entkalkung kann auch Folge eines Morbus Sudeck sein, bei diesem fallen jedoch radiologisch die eher fleckförmige Entkalkung und klinisch die anderen Zeichen der Algodystrophie auf.

Therapie

Konservative/symptomatische Therapie

Die kausale Therapie der Immobilisationsosteoporose ist die Mobilisation des gesamten Patienten oder des vorher ruhig gestellten Skelettabschnitts. Ist dies aus verschiedenen Gründen nicht möglich, sollte zumindest – sofern es die zur Immobilisierung führende, vorliegende Erkrankung zulässt – eine Physiotherapie mit aktiven und passiven Bewegungsübungen stattfinden.

Medikamentöse Therapie

Medikamentös kann bei generalisierter Immobilisationsosteoporose wie bei der primären Osteoporose vorgegangen werden (siehe dort).

Nachsorge

Nach Ende der Immobilisation sollte durch intensive Physiotherapie und – in Abhängigkeit vom klinischen Gesamtbild – Anleitung zu körperlicher Aktivität der physiologische Reiz für den Knochenaufbau wieder gegeben werden.

Autor

Nils Hailer

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