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Hyperästhesie

Synonyme

Hypersensibilität

Englischer Begriff

Hyperaesthesia; Hypersensitivity; Hypersensibility

Definition

Bei Hyperästhesie besteht eine gesteigerte Empfindlichkeit für Sinnes- bzw. Berührungsreize, die auch als Schmerz empfunden werden können. Insgesamt ist die Empfindungsschwelle für Temperatur- und Berührungsreize herabgesetzt. Der Begriff ist eng verknüpft mit weiteren Sensibilitätsstörungen wie Allodynie (Schmerzauslösung durch normalerweise nicht-nozizeptive Reize), Dysästhesie (abnorme unangenehme Sinneswahrnehmungen), Hypästhesie (herabgesetzte Empfindlichkeit auf Sinnesreize), Hyperalgesie (gesteigerte Schmerzempfindlichkeit), Hyperpathie (Überempfindlichkeit für sensible Reize bei gleichzeitig erhöhter Reizschwelle), Parästhesie (subjektives Missempfinden wie Kribbeln), Pallhyp- oder Pallanästhesie (herabgesetztes oder aufgehobenes Vibrationsempfinden).

Beschreibung

Hyperästhesie kann durch akute oder chronische Reizung nervaler Strukturen entstehen und ist daher ein Symptom, das bei Patienten mit akuten oder chronischen Schmerzen auftreten kann. Dementsprechend lässt sich Hyperästhesie beobachten, z. B bei viszeralem Schmerz mit Projektion in die Head-Zonen, neuropathischem Schmerz (postherpetische Neuralgie, zentrale Schmerzsyndrome, z. B. nach ZNS-Läsionen, und Phantomschmerzen), schmerzhaften traumatischen Mononeuropathien, schmerzhaften Polyneuropathien, Nervenkompressionen (z. B. Radikulopathie bei Bandscheibenvorfall), sympathisch unterhaltenem Schmerz (Morbus Sudeck) oder bei postoperativen Schmerzsyndromen (z. B. Postmastektomiesyndrom, Postthorakotomiesyndrom, Stumpfschmerz).

Die genaue Diagnose des Schmerzgeschehens ist unerlässlich, damit kein florider, potentiell therapierbarer pathologischer Prozess übersehen wird, der einen peripheren Nerv in Mitleidenschaft zieht. Die Therapie muss sich an der Grunderkrankung bzw. dem führenden Schmerzsyndrom orientieren, z. B. Sympathikolyse bei sympathisch unterhaltenem Schmerz, Nervendekompression bei Wurzelkompressionssyndrom oder operative Entfernung von Neurinomen etc.

Autor

Peter Teschendorf

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