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Insertionstendinose

Synonyme

Insertionstendopathie

Englischer Begriff

Insertional tendopathy

Definition

Chronische Reizung eines Sehnenansatzes am Knochen; nach längerem Bestehen mit degenerativen Erscheinungen verbunden.

Pathogenese

Insertionstendopathien entstehen durch über längere Zeit andauernde Druck- oder Zugwirkungen auf die Ansatzzonen, wenn das bradytrophe Gewebe nicht genügend Zeit zur Regeneration hat. Es sind vor allem Ansatzstrukturen betroffen, die stark belastet sind oder ungeschützt unter der Haut liegen. In der Sehne entstehen nach akuter oder chronischer Überlastung Ödeme, in weiterer Folge kann es zu Nekrosen, Kalkablagerungen und partiellen Rupturen kommen.

Für den Schmerz werden entzündliche Veränderungen im peritendinösen Gewebe verantwortlich gemacht.

Neben den mechanischen Faktoren kommen auch trophische Störungen im Bereich des Sehnengewebes zum Tragen. Die trophischen Störungen sind durch eine Verlängerung der Transitstrecke bedingt. Hinzu kommt die geringe arterielle Versorgung des Sehnengewebes und eine paradoxe arterielle Ischämie bei sportlicher Belastung.

Symptome

Die Patienten klagen über Schmerzen im Bereich des Sehnenansatzes bei oder nach Belastung. Zusätzlich tritt im Bereich des Sehnenansatzes zeitweise eine Schwellung bzw. eine Verdickung der Sehne auf.

Diagnostik

In der Anamnese sind bei sportlichen Patienten vor allem die Trainingsbedingungen und Bewegungsabläufe zu erfassen. Ursache für die Beschwerden sind oft ein zu hoher Trainingsumfang und eine zu geringe Regenerationszeit.

Die klinische Untersuchung ergibt eine Druckschmerzhaftigkeit im Sehnenverlauf und am Sehnenansatz, Kraftlosigkeit des dazugehörigen Muskels und eine Verhärtung der Muskelsynergisten.

In der Bildgebung ist ein konventionelles Röntgen unerlässlich, um ossäre Veränderungen auszuschließen. Die Sonographie kann die Sehne und das Sehnenhüllgewebe beurteilen. In der Magnetresonanztomographie werden Strukturalterationen gut dargestellt.

Differenzialdiagnose

Ossäre Veränderungen müssen ausgeschlossen werden, genauso wie Sehnenrupturen oder intraartikuläre Erkrankungen, die periartikulär ausstrahlen.

Therapie

Die Therapie kann in den meisten Fällen konservativ erfolgen und zielt auf eine Behandlung der entzündlichen Reaktion, insbesondere des peritendinösen Gewebes.

Akuttherapie

Schonung, Kryotherapie.

Konservative/symptomatische Therapie

Im Rahmen einer physiotherapeutischen Therapie sollen muskuläre Ungleichgewichte behoben werden. Physikalische Anwendungen dienen zur abschwellenden, durchblutungsfördernden und entzündungshemmenden Therapie. Lokale Infiltrationen mit Kortikoiden dürfen in der akuten und der chronischen Phase nur streng in das Gleitgewebe und nicht intratendinös verabreicht werden

Medikamentöse Therapie

Antiphlogistika, lokal applizierbare Kortikoide.

Operative Therapie

Bei Versagen der konservativen Therapie kann eine operative Intervention erforderlich werden. Hier stehen die Exzision von degenerativem Gewebe, Sehnenanfrischung durch Stichelung, Reinsertionen, Sehneneinkerbung und -desinsertion oder eventuell plastische Sehnenverstärkungen zur Verfügung.

Dauertherapie

Als Dauertherapie ist eher eine Prophylaxe im Sinn von dämpfendem Schuhwerk, geeignetes Schuhwerk, dosiertes Training und eine betreuende Therapie zu sehen.

Bewertung

Zum großen Teil sind Insertionstendinosen konservativ zu behandeln, wobei in der nachfolgenden Therapie beachtet werden muss, dass der Patient im Sinn einer Prophylaxe für weitere Verletzungen behandelt wird.

Nachsorge

Die Nachbehandlung einer Operation oder Überprüfung des Therapieerfolgs nach konservativer Therapie muss vom behandelnden Facharzt erfolgen.

Autor

Karl-Heinz Kristen, Peter Bock

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