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Bandscheibenoperation, zervikale

Synonyme

Nukleotomie; Diskektomie; Diskotomie

Englischer Begriff

Nucleotomy; Diskectomy

Definition

Operative Entfernung der prolabierten oder in den Epiduralraum ausgestoßenen Bandscheibenanteile. Sonderform: Reduktion des zentralen Bandscheibenvolumens durch mikroskopisch assistierte perkutane Nukleotomie (MAPN) sowie durch intradiskale Elektrothermotherapie (IDET) oder Lasertherapie (Percutaneous Lumbar Laser Diskectomy, PLLD).

Indikation

Eine dringliche Operationsindikation besteht bei Bandscheibenvorfällen, die zu einer relevanten Verdrängung des Myelons und entsprechenden neurologischen Ausfällen führen. Auch ein Bandscheibenprolaps oder eine -protrusion, die trotz adäquater konservativer Behandlung mit unveränderten neurologischen Ausfällen (sensibles oder motorisches Defizit) imponiert, kann eine Operationsindikation darstellen. Chronisch-rezidivierende Schmerzsyndrome ohne neurologisches Defizit sind hingegen als relative Indikation zum invasiven Vorgehen aufzufassen. Die Wahl des Operationsverfahrens richtet sich nach der Befundkonstellation.

An bildgebender Diagnostik sollten eine Röntgenaufnahme der Halswirbelsäule in vier Ebenen vorliegen. Weiterhin sollte die Bandscheibenerkrankung durch eine Magnetresonanztomographie oder eine Computertomographie, gegebenenfalls in Kombination mit einer Myelographie, gesichert sein.

Kontraindikation

Unklare Befundkonstellationen wie z. B. eine Diskrepanz zwischen dem klinischen Befund, den angegebenen Beschwerden und den bildgebenden Verfahren gelten als relative Kontraindikation zum operativen Vorgehen.

Durchführung

Eine Bandscheibenoperation an der Halswirbelsäule beinhaltet prinzipiell die Entfernung der aus dem Gewebeverbund gelösten Bandscheibenanteile. Dies kann in konventionell offener mikrochirurgischer Technik erfolgen. Anders als an der Lendenwirbelsäule ist anschließend meist eine Stabilisation des Segments durch eine interkorporelle Fusion (Spondylodese), das Einbringen von Polymethylmetacrylat (Knochenzement) oder anderen Platzhaltern aus alloplastischem Material in den ehemaligen Bandscheibenzwischenraum oder die Implantation einer Bandscheibenprothese erforderlich. Liegt der Bandscheibenvorfall sehr weit lateral im Foramen intervertebrale kann eine anteriore oder posteriore Foraminotomie durchgeführt werden, die eine Entfernung der lateralen Bandscheibenanteile mit Dekompression der Nervenwurzel ermöglicht. Sonderformen perkutaner Techniken stellen die mikroskopisch assistierte perkutane Nukleotomie, die Laserbehandlung und die intradiskale Elektrothermotherapie dar. Die Chemonukleolyse wird nur noch selten angewandt. Eine Durchleuchtungseinrichtung ist zur intraoperativen Höhenlokalisation unerlässlich.

Zur mikroskopisch assistierten offenen Nukleotomie wird der Patient in Rückenlage mit herabgezogenen Schultern gelagert. Der Zugang (5 cm) erfolgt anterolateral am Vorderrand des M. sternocleidomastoideus. Unter Einsatz des Operationsmikroskops wird die Bandscheibe ausgeräumt und das hintere Längsband inspiziert und gegebenenfalls eröffnet. Bandscheibensequester können nun entfernt werden. Anschließend wird ein kortikospongiöses Knochentransplantat, ein Platzhalter aus alloplastischem Material oder eine Bandscheibenprothese in den ehemaligen Bandscheibenzwischenraum eingepasst. Von ventral kann zusätzlich mit einer Plattenosteosynthese stabilisiert werden.

Bei der mikroskopisch assistierten perkutanen Nukleotomie kann das zentrale Bandscheibenvolumen reduziert werden. Die Sonderformen der perkutanen Laserbehandlung bestehen aus einem perkutanen (videogestützten) Vorgehen, bei dem das Laserkabel zusammen mit einer Spülsaugeinrichtung in den Bandscheibenraum vorgeschoben wird. Bei der intradiskalen Thermobehandlung wird ein spezieller Katheter zur Thermotherapie vorgeschoben. Bei beiden Methoden empfiehlt sich die Durchführung einer intraoperativen Diskographie, um die Sonden korrekt im Bereich des Nucleus pulposus platzieren zu können.

Nachbehandlung

In Abhängigkeit von der gewählten Operationsmethode und dem intraoperativen Befund ist die Immobilisation der Halswirbelsäule in einer starren oder weichen Orthese über zwei bis sechs Wochen empfehlenswert. Parallel dazu sind isometrische Übungsbehandlungen zur Kräftigung der paravertebralen und seitlichen Halsmuskulatur erforderlich.

Autor

Renée Fuhrmann

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