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Morbus Bang

Synonyme

Brucellose; Bruzellose; Malta-Fieber; Maltafieber; Febris undulans

Englischer Begriff

Brucellosis

Definition

Weltweit verbreitete Infektionserkrankung des Magen-Darm-Trakts, verursacht durch Brucellen (stäbchenförmige Bakterien). Sie kann bei Menschen und Tieren (z. B. Hund, Katze, Pferd, Schwein, Schaf, Rind, Ziege) auftreten. Hauptsächlich betroffen sind Mittelmeerländer, Asien und Lateinamerika. In Mitteleuropa ist der Typ Brucella abortus am häufigsten vertreten, der dann zur so genannten Bang-Krankheit führen kann. In Mitteleuropa seltener sind Brucella melitensis (Maltafieber) oder Brucella suis (Schweinefieber).

Pathogenese

Ursache sind meist Lebensmittelvergiftungen mit Brucellen durch infektiöse, rohe (nicht-pasteurisierte) Milch und Rohkäse oder kleinere Verletzungen der Haut und Schleimhaut.

Symptome

Klinisch-pathologisch tritt eine Granulomatose generalisiert oder lokal auf.

Die Inkubationszeit beträgt ein bis drei Wochen. Der Beginn ist häufig schleichend. Es kommt zu Fieber, Schweißausbrüchen, Kopfschmerzen, Gliederschmerzen, Durchfall, Herzrhythmusstörungen, Bradykardie, Lymphadenopathie und gegebenenfalls auch Hepatosplenomegalie (meist Anschwellen von Leber und Milz). Osteomyelitis, Spondylitis, Endokarditis, Meningoenzephalitis, granulomatöse Hepatitis, Pneumonie, Orchitis sowie eine vorzeitige Beendigung einer Schwangerschaft können auftreten. Der Verlauf kann akut-subakut oder chronisch (Monate, Jahre), sein. Dies gilt insbesondere bei inadäquater Chemotherapie. Die Erreger können intrazellulär persistieren. 2003 traten in Deutschland 27 registrierte Fälle (Robert-Koch-Institut) auf.

Diagnostik

Der Erregernachweis erfolgt durch Blutkulturanzucht oder serologisch (KBR, Agglutination). Die Erreger können in Blut, Knochenmark, Gelenkflüssigkeit bestimmt werden. Der Labornachweis des Erregers ist meldepflichtig.

Therapie

Therapeutisch werden Tetracycline (z. B. Doxycyclin) in Kombination mit Streptomycin oder Rifampicin mit Doxycyclin gegeben. Bei Kindern erfolgt die Therapie mit Trimethoprim/Sufamethoxazol gegebenenfalls in Kombination mit Rifampicin. Bei Endokarditis oder Meningoenzephalitis sollte mit Doxyzyclin in Kombination mit Gentamicin und Rifampicin behandelt werden. Bei Rezidiven sollte erneut Doxyzyclin eingesetzt werden, da bisher keine Resistenzentwicklung beobachtet wurde. Bei der chronischen Brucellose sollte die Antibiose über mehrere Monate durchgeführt werden. Die klinischen Symptome werden durch schmerzlindernde und fiebersenkende Medikamente behandelt. Wird noch in der akuten Phase (während der ersten drei Monate) behandelt, sind die Heilungsaussichten nahezu 100 %, später zwischen 60 % und 80 %. Rückfälle treten in etwa fünf Prozent der therapierten Fälle auf.

Brucellen gelten auch als Erreger für biologische Waffen. Daher ist der Umgang mit diesen Keimen entsprechenden Restriktionen unterlegen (z. B. in den USA: Antiterrorism and Effective Death Penalty Act).

Akuttherapie

Tetracycline in Kombination mit Streptomycin oder Rifampicin bzw. Cotrimoxazol.

Konservative/symptomatische Therapie

Schmerzlindernde und fiebersenkende Medikamente haben rein symptomatische Wirkung und können die Erkrankung nicht aufhalten, daher muss unbedingt antibiotisch behandelt werden.

Medikamentöse Therapie

Tetracycline in Kombination mit Streptomycin oder Rifampicin bzw. Cotrimoxazol.

Dauertherapie

Nur bei Bedarf.

Bewertung

Die Expositionsprophylaxe hat bei der Brucellose besondere Bedeutung. Direkter Kontakt mit Rindern, Ziegen und Schweinen sollte vermieden werden. Insbesondere Kinder sollten während des Urlaubs in südlichen Ländern nicht mit den genannten Tieren in Berührung kommen. Eine Impfung für den Menschen ist nicht verfügbar.

Nachsorge

Laborkontrollen im Verlauf.

Autor

Johannes Mortier

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