Springer-Verlag
A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z 0-9

Digitus II superductus

Englischer Begriff

Overlapping second toe

Definition

Instabilität des zweiten Zehengrundgelenks, die zu einer transversalen Achsenabweichung der Zehe führt, so dass die zweite Zehe schließlich über der Großzehe oder der benachbarten Kleinzehe liegt.

Vorkommen

Die Digitus-II-superductus-Deformität kommt meist in Kombination mit einer komplexen Vorfußdeformität (Spreizfuß) und Hallux-valgus-Fehlstellung vor.

Diagnostik

Die zweite Zehe zeigt eine unterschiedlich stark ausgeprägte transversale Abweichung, die nach medial und seltener nach lateral gerichtet und meist von einer Subluxation oder Luxation im zweiten Kleinzehengrundgelenk begleitet ist. Die Kleinzehe befindet sich bei der Digitus-II-superductus-Fehlstellung über der Großzehe oder der dritten Zehe. Lange bestehende Deformitäten führen durch die Luxation im Kleinzehengrundgelenk zur Ausbildung einer Metatarsalgie mit krankhaft gesteigerter Beschwielung unter dem zweiten Mittelfußkopf. Zusätzlich ist oft eine flexible oder kontrakte Beugefehlstellung im Kleinzehenmittelgelenk ausgebildet, so dass es sich um eine Klauenzehendeformität handelt. Mit der klinischen Untersuchung lässt sich feststellen, ob es sich um eine flexible oder kontrakte Fehlstellung handelt.

Differenzialdiagnose

Angeborene Deformitäten mit transversaler Zehenfehlstellung (z. B. Klinodaktylie).

Therapie

Die Therapie kann in Abhängigkeit von den beklagten Beschwerden konservativ erfolgen. Dazu gehören eine Weichbettung der Mittelfußköpfe sowie bei Vorliegen einer flexiblen Deformität redressierende Verbände, Bandagen oder Zehenspreizer. Kontrakte Deformitäten erfordern meist operative Therapiemaßnahmen zur Wiederherstellung einer orthograden Zehenausrichtung und Behebung der Metatarsalgie. Wesentlich ist in diesem Zusammenhang, dass eine begleitende Hallux-valgus-Fehlstellung mitbehoben werden muss, um ausreichend Raum zur Entfaltung der stellungskorrigierten Kleinzehe zu schaffen.

Konservative/symptomatische Therapie

Die konservative Therapie besteht in einer Weichbettung der Mittelfußköpfe und im Fall einer flexiblen Deformität in einer Redression der zweiten Zehe.

Operative Therapie

Die operativen Therapiemaßnahmen haben die Reposition im Kleinzehengrundgelenk und die orthograde Ausrichtung der zweiten Zehe zum Ziel. Liegt eine Subluxation oder Luxation im Zehengrundgelenk vor, muss ein Kapselrelease gegebenenfalls in Kombination mit einer Verkürzungsosteotomie des betreffenden Mittelfußstrahls durchgeführt werden, um eine Wiederherstellung der physiologischen Gelenkkonfiguration zu erzielen. Die Kapsel-Band-Strukturen auf der konkaven Seite der Deformität müssen gelöst, die konvexseitigen gerafft werden. Zusätzlich kann bei einer medialen Achsenabweichung die lateral verlaufende distal abgetrennte Sehne des M. extensor digitorum brevis unter dem intermetatarsalen Ligament geführt und an der lateralen Grundphalanx fixiert werden, um den deformierenden Kräften entgegenzuwirken. Möglich ist auch ein Transfer der mittig gespaltenen Sehne des M. flexor digitorum longus auf die Streckaponeurose. Begleitende Deformitäten wie eine Beugekontraktur des Kleinzehenmittelgelenks oder eine Hallux-valgus-Fehlstellung müssen gleichzeitig korrigiert werden.

Dauertherapie

Da die Digitus-II-superductus-Deformität meist im Rahmen einer komplexen Vorfußdeformität auftritt, ist eine Einlagenversorgung mit Weichbettung der Mittelfußköpfe sinnvoll.

Bewertung

Die angegebenen operativen Therapieverfahren sind geeignet, eine langfristige Stellungskorrektur der Kleinzehe zu erreichen. Voraussetzung dafür ist allerdings eine orthograde Ausrichtung der Großzehe.

Nachsorge

Nach Abschluss der Rehabilitationsphase ist keine weitere spezifische Kontrolle erforderlich.

Autor

Renée Fuhrmann

Anzeige

© Springer 2017
Powered by kb-soft