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Beugekontraktur

Synonyme

Flexionskontraktur; Streckdefizit

Englischer Begriff

Flexion contracture; Extension loss

Definition

Der Begriff Beugekontraktur beschreibt eine Gelenksteife in Beugestellung, wobei die weitere Beugung möglich sein kann, die Streckung jedoch nicht möglich ist.

Vorkommen

Verschiedene Ursachen der Beugekontraktur kommen in Betracht. Weichteilige Ursachen können extra- oder intraartikulär bedingt sein. Extraartikuläre Ursachen sind Weichteilverkürzungen an der Beugeseite des Gelenks wie Kapsel- oder Sehnenverkürzungen, die z. B. nach längerer Ruhigstellung, aber auch als eigenständige Erkrankung (z. B. Morbus Dupuytren) auftreten können. Als intraartikuläre Ursachen kommen Verwachsungen, aber auch Läsionen von intraartikulären Strukturen wie Meniskusschädigungen oder ein eingeschlagener Stumpf nach vorderer Kreuzbandruptur, aber auch das Zyklopssyndrom nach VKB-Ersatz in Frage.

Weiterhin können knöcherne Ursachen wie posttraumatische Fehlstellungen, Gelenkkörper oder arthrotische Veränderungen für die Beugekontraktur verantwortlich sein.

Ebenfalls können neurologische Erkrankungen zu spastischen Paresen und Kontrakturen führen.

Diagnostik

Die Beugekontraktur zeigt sich in der klinischen Untersuchung. Zur Abklärung der Ursache ist neben einer ausführlichen Befragung des Patienten an apparativer Diagnostik zunächst eine native Röntgendiagnostik notwendig, um knöcherne Ursachen auszuschließen. Bei unklarer Ursache ist die weitere kernspintomographische Abklärung, gegebenenfalls auch nach intraartikulärer Applikation von Kontrastmittel sinnvoll. Bei weiterhin unklaren Fällen kann auch eine diagnostische Arthroskopie durchgeführt werden.

Differenzialdiagnose

Von der eigentlichen Beugekontraktur ist eine schmerzbedingte Bewegungseinschränkung abzugrenzen.

Therapie

Die Therapie ist abhängig von der Ursache der Kontraktur, diese sollte in erster Linie behandelt werden.

Konservative/symptomatische Therapie

An allgemeinen konservativen Maßnahmen kommt die intensive physiotherapeutische Übungsbehandlung in Betracht. Unterstützt werden kann dies durch adäquate Schmerztherapie, eventuell auch in Kombination mit regionalanästhetischen Maßnahmen wie „Schmerzkathedern“. Durch Lagerungsschienen und redressierende Gipsverbände (Quengelgipse) kann die Beugekontraktur bei weichteiligen extraartikulären Ursachen behandelt werden.

Medikamentöse Therapie

Hier kommen sowohl systemische analgetische Medikamente wie auch Regionalanästhesien in Betracht.

Operative Therapie

Gezielte operative Eingriffe wie die Durchtrennung von Teilen der Gelenkkapsel (Kapselrelease) sind der ungezielten Narkosemobilisation vorzuziehen. Bei unklarer Ursache empfiehlt sich die diagnostische Arthroskopie, während der auch therapeutische Maßnahmen zusätzlich durchgeführt werden können. Insbesondere bei posttraumatischen ossären Fehlstellungen können Flexionsosteotomien notwendig werden.

Dauertherapie

Insbesondere bei neurologischen Grunderkrankungen können die prophylaktische krankengymnastische Behandlung sowie das Anpassen von Lagerungsschienen erforderlich sein.

Nachsorge

Nach operativen Maßnahmen ist eine intensive physiotherapeutische Nachbehandlung erforderlich. Hierzu zählt auch die passive kontinuierliche Mobilisation auf der Motorschiene.

Autor

Matthias Kusma

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