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Fistelbildung

Englischer Begriff

Fistula

Definition

Röhrenförmige Gangbildung, hier zwischen einem tiefer gelegenen Infektionsherd (Abszess) und der Körperoberfläche als äußere Fistel oder einer möglichen Mündung im Körperinnern als innere Fistel.

Vorkommen

Bei längerem Bestehen eines Abszesses kann sich ein Fistelgang an die Körperoberfläche ausbilden. Innere Fistelbildungen können auch bei Senkungsabszessen vorkommen. In diesen Fällen liegt der Fistelgang oft weit von dem eigentlichen Infektionsherd entfernt.

Diagnostik

Körperliche Untersuchung und Labordiagnostik. Bei äußeren Fistelbildungen bietet sich eine Fistelfüllung mit einem wasserlöslichen Kontrastmittel zur exakten Erfassung der Ausdehnung und zur Darstellung der betroffenen Knochen- bzw Gelenkregion an.

Therapie

Chirurgisch

Akuttherapie

Verlegung des Fistelgangs vermeiden.

Medikamentöse Therapie

Empirisch kalkulierte Antibiotikatherapie nach mikrobiologischer Probengewinnung. Nach Erhalt der mikrobiologischen Untersuchung gegebenenfalls Anpassung der antibiotischen Therapie.

Operative Therapie

Das tatsächliche Ausmaß der septischen Komplikation kann häufig erst nach Durchführung der Diagnostik (siehe oben) eingeschätzt werden. Eine solitäre Fistelausschneidung adressiert lediglich das Symptom und kann nicht zu einem Behandlungserfolg führen. Eine Fistelung kann auf dem Boden einer Abszessbildung in den Weichteilen aber auch als Ausdruck einer aktiven Osteomyelitis oder posttraumatischen Osteitis entstehen. Die chirurgische Therapie muss den jeweiligen Primärherd, von dem die Fistel ausgeht, sanieren. Bei Weichteilabszessen genügen die Abszessexzision, Débridement der Weichteile und gegebenenfalls eine lokale Antibiotikatherapie. Bei Osteomyelitiden muss gleichzeitig eine Sequestrektomie des Knochens erfolgen. Bei fistelnden Gelenken ist eine Gelenkrevision und Synovektomie erforderlich. Fisteleiterungen bei einliegenden Kunstgelenken machen einen vollständigen Endoprothesenwechsel erforderlich.

Nachsorge

Je nach Fistelursache und der vorgenommenen Therapie ist eine klinische und laborchemische Kontrolle erforderlich.

Autor

Stefan Kirschner

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