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Kniegelenk, Hämarthros

Englischer Begriff

Hemarthrosis of the knee

Definition

Blutige intraartikuläre Flüssigkeitsansammlung im Kniegelenk.

Vorkommen

Blutige Kniegelenkergüsse treten häufig infolge von Traumen mit Rupturen der Seitenbänder, Ruptur des vorderen oder hinteren Kreuzbands oder bis in das Gelenk reichenden Frakturen auf. Weiterhin sind Tumoren oder das Vorliegen von Gerinnungsstörungen (heriditär oder iatrogen unter Markumartherapie) mögliche Ursachen.

Diagnostik

Klinisch zeigen sich wie beim Kniegelenkerguss verstrichene Konturen des Kniegelenks sowie als Tastbefund klassischerweise ein „Tanzen der Patella“ (Ballottement).

Neben der Anamnese und klinischen Untersuchung erfolgt zunächst die nativradiologische Untersuchung. Die Punktion erlaubt die Abgrenzung von anderen Formen des Kniegelenkergusses, ist jedoch bei Vorliegen von Gerinnungsstörungen nicht immer unmittelbar durchführbar. Bei unklarer Blutungsquelle kann in einzelnen Fällen eine diagnostische Arthroskopie durchgeführt werden.

Differenzialdiagnose

Differentialdiagnostisch muss zunächst ein Pyarthros bzw. eine Kniegelenkinfektion ausgeschlossen werden. Hierbei ist zu beachten, dass auch ein infiziertes intraartikuläres Hämatom vorliegen kann. Weiterhin kommen Veränderungen der Gelenkkontur durch Tumorerkrankungen der Knochen oder der angrenzenden Weichteile differentialdiagnostisch in Betracht. Außerdem müssen die Bursitis infrapatellaris und suprapatellaris, Ganglien der Menisken und eine Hoffa-Hypertrophie vom Kniegelenkhämarthros abgegrenzt werden.

Therapie

Die Therapie richtet sich nach dem Grundleiden. Wichtig ist eine Entfernung des blutigen Ergusses aus dem Kniegelenk, da es sonst entweder zu einer Infektion des Ergusses oder zu einer Organisation des Hämarthros mit langfristigen Folgeschäden kommen kann.

Akuttherapie

Entspricht der Akuttherapie des Grundleidens.

Konservative/symptomatische Therapie

Ruhigstellung und Lagerung in einer Schiene mit 10°-Flexion sowie leichte Kompressionswicklung bis zum Abschluss der Diagnostik.

Medikamentöse Therapie

Analgetika. Bei oraler Antikoagulationstherapie ist diese zunächst auszusetzen und unter regelmäßiger Kontrolle der Gerinnungsparameter auf niedermolekulare Heparine umzustellen. Gegebenenfalls Gabe von Vitamin K.

Operative Therapie

Richtet sich nach der jeweiligen Ursache.

Dauertherapie

In Abhängigkeit vom zugrunde liegenden Krankheitsbild ist eine spezifische Dauertherapie durchzuführen.

Bewertung

Die Prognose ist abhängig vom Grundleiden. Wichtig ist eine frühzeitige Diagnosestellung, da bei unbehandeltem Hämarthros das Risiko der dauerhaften Schädigung des Gelenks besteht.

Nachsorge

In Abhängigkeit von der verursachenden Grunderkrankung.

Autor

Matthias Bühler, Hergo Schmidt

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