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Handdeformierung

Synonyme

Handdeformität

Englischer Begriff

Hand deformity

Definition

Krankhaft veränderte Handform unterschiedlicher Ätiologie.

Pathogenese

Alle Abschnitte der Hand (Handgelenk, Handwurzel, Mittelhand, Langfinger, Daumen) können von einer Fehlstellung betroffen sein. Die Ätiologie der Deformität kann degenerativer Natur sein oder auf angeborene Erkrankungen (Handfehlbildung), Verletzungen, neurologische Erkrankungen, Stoffwechselerkrankungen oder Infektionen zurückgeführt werden.

Symptome

Die Symptome einer Handdeformierung können in Abhängigkeit von der Art und dem Ausmaß der Erkrankung unterschiedlich sein. Während distal gelegene degenerativ hervorgerufene Deformierungen der Fingerendgelenke (Heberden-Arthrose) nur eine geringe Funktionsbeeinträchtigung der Hand verursachen, können neurologische Erkrankungen (z. B. infantile Zerebralparese) zu einer nahezu vollständigen Gebrauchsunfähigkeit der Hand führen. Auch die vom Patienten beklagten Beschwerden variieren und korrespondieren nicht immer mit der offensichtlichen morphologischen Deformität.

Diagnostik

Eine Handdeformierung muss unter Berücksichtigung der gesamten oberen Extremität klinisch beurteilt werden. Die Beschreibung der Deformität in den verschiedenen Ebenen und die Dokumentation des aktiven und passiven Bewegungsausmaßes der einzelnen Gelenke sind wesentlich. Fehlstellungen der Gelenke werden als flexibel oder kontrakt klassifiziert. Abschließend wird die Beeinträchtigung der Greiffunktion überprüft.

Röntgenologisch lassen sich Veränderungen der skelettalen Elemente darstellen.

Differenzialdiagnose

Die klinische Beurteilung der Handdeformierung ist eine deskriptive Befundbeschreibung, so dass immer differentialdiagnostische Erwägungen entsprechend der speziellen Diagnose durchzuführen sind.

Therapie

Die Therapie einer Handdeformierung richtet sich nach der zugrunde liegenden Ätiologie. Lokale Behandlungsmaßnahmen (Bandagen, Orthesen) können ebenso wie operative Eingriffe an den Weichteilen (Hautplastiken, Sehnenumlagerungen), dem knöchernen Handskelett (Osteotomien) oder den Gelenken (Arthrodesen) indiziert sein.

Akuttherapie

Je nach Ursache der Handdeformierung (z. B. Fraktur) können eine Immobilisation, Hochlagerung, Kälteapplikation und systemische Schmerztherapie indiziert sein.

Konservative/symptomatische Therapie

Konservative Therapiemaßnahmen (z. B. Verbände, Bandagen, Immobilisation, Injektionsbehandlung, Physiotherapie) können im Einzelfall eingesetzt werden.

Medikamentöse Therapie

Zugrunde liegende Stoffwechselerkrankungen (z. B. Gicht) oder entzündliche Erkrankungen (z. B. rheumatoide Arthritis) werden primär medikamentös behandelt. Systemische und/oder lokale Applikationen von nicht-steroidalen Antiphlogistika können zusätzlich indiziert sein.

Operative Therapie

Die Wiederherstellung einer schmerzfreien Handfunktion ist das Ziel der operativen Behandlung einer Handdeformierung. Hierzu können Weichteileingriffe (z. B. Hautplastiken, Sehnenumlagerungen), Gelenkeingriffe (z. B. Synovektomie, Arthrodese, Endoprothese) und knöcherne Korrekturen (Osteotomien) erforderlich sein.

Dauertherapie

Nach Durchführung der operativen Rekonstruktion und Abschluss der Immobilisationsphase kann die Handfunktion durch physiotherapeutisch angeleitete Übungen verbessert werden. Nachtlagerungsschienen oder Orthesen sind vorübergehend und nur selten dauerhaft indiziert.

Bewertung

Je nach Schwere der Deformierung kann durch die unterschiedlichen konservativen und operativen Maßnahmen eine deutliche Verbesserung der beklagten Beschwerden und der Greiffunktion erreicht werden.

Nachsorge

Je nach kausaler Genese der Handdeformierung kann eine kurzfristige oder dauerhafte fachärztliche Kontrolle des Handbefunds zur Einleitung weitere Therapiemaßnahmen erforderlich sein.

Autor

Renée Fuhrmann

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