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Prostatakarzinom

Synonyme

Prostatakrebs

Englischer Begriff

Prostatic carcinoma

Definition

Karzinom der Prostata; häufigster maligner Tumor des Urogenitaltrakts beim Mann mit einem Altersgipfel des Auftretens zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr.

Pathogenese

Über die Ätiologie des Prostatakarzinoms ist wenig bekannt; genetische, hormonelle, diätetische Faktoren und Infektionen sollen eine Rolle bei der Krebsentstehung spielen.

Das Prostatakarzinom wächst langsam (geschätzte Verdoppelungszeit zwei bis vier Jahre); 98 % der Tumoren gehen vom Drüsengewebe aus (Adenokarzinome), der Rest verteilt sich auf Übergangszellkarzinome, Plattenepithelkarzinome oder Sarkome. Das Prostatakarzinom geht in ca. 75 % der Fälle von den hinteren oder seitlichen Anteilen der Prostata und in 10 % von den Drüsen im Bereich der vorderen Komissur aus; in 10–20 % der Fälle ist der Ursprung nicht feststellbar. Das Prostatakarzinom breitet sich durch infiltratives Wachstum zunächst innerhalb der Prostata, später in die Bläschendrüsen und das Beckenbindegewebe aus. Die Metastasierung erfolgt im Allgemeinen zuerst lymphogen in die Lymphknoten der Fossa obturatoria, dann in die präsakralen und inguinalen Lymphknoten entlang der Iliakalgefäße und in die paraaortalen Lymphknoten; die hämatogene Streuung führt vor allem zu osteoblastischen Metastasen in den Lendenwirbelkörpern, im proximalen Femur, in Becken, Brustwirbelkörpern, Rippen, Sternum, Schädel und Humerus.

Das Prostatakarzinom wird klinisch u. a. nach dem ABCD-System (A = nicht tastbar bis D = lymphogene und hämatogene Metastasen) und pathologisch nach der TNM-Klassifikation eingeteilt.

Symptome

Klinisch verläuft das Prostatakarzinom in der Regel zunächst unauffällig, die Hämaturie ist ein seltenes Leitsymptom. Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu einer Störung des Harnabflusses kommen; oft sind aber Symptome der Knochenmetastasen, vor allem Knochenschmerzen erste Symptome.

Da viele Patienten vor der Diagnosestellung an anderen Erkrankungen versterben, ist das Prostatakarzinom ein häufiger Zufallsbefund bei Autopsien.

Diagnostik

Rektale Untersuchung (in Knie-Ellenbogen-Lage), transrektale Sonographie mit Stanzbiopsie, transrektale Stanz- oder Saugbiopsie, perineale Stanzbiopsie; bei Metastasenverdacht Röntgen, Szintigraphie, gegebenenfalls Computer- oder Magnetresonanztomographie.

Das prostataspezifische Antigen (PSA) ist ein spezifischer Tumormarker mit Bedeutung für die (Früh)Diagnose und Verlaufskontrolle.

Differenzialdiagnose

Benigne Prostatahyperplasie, bei Metastasen andere Tumoren.

Therapie

Im frühsten Stadium (T1a) jährliche Kontrolle, bei jüngeren Patienten eventuell radikale Prostatektomie; bei Stadium T1b–3, d. h. auf die Prostata beschränktes Karzinom, radikale Prostatektomie, eventuell Strahlenbehandlung oder Afterloading-Verfahren; bei fortgeschrittenem Karzinom antiandrogene Therapie durch Orchiektomie, LH-RH-Antagonisten, Östrogene oder Antiandrogene.

Bewertung

Bei radikaler Prostatektomie liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei etwa acht Jahren, allerdings versterben 50 % der Patienten an anderen Ursachen. Bei antiandrogener Therapie beträgt die Fünfjahresüberlebensrate maximal 50 %; 20 % der Patienten sprechen jedoch nicht auf antiandrogene Therapie an und versterben innerhalb von ein bis zwei Jahren.

Autor

Géza Pap

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