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Aminoglykoside

Handelsnamen

Refobacin, Septopal-Ketten, Refobacin-Palacos, Gentamycin, Neomycin, Stretomycin

Anwendungsgebiete/Indikationen

Initialantibiose bei lebensbedrohlichen Infektionen unklarer Genese, schwere Infektionen, Tuberkulose, lokale Antibiose bei Knochen- und Weichteilinfekten oder zur Prophylaxe chirurgischer Infektionen in der Endoprothetik zusammen mit Polymethylmethacrylat (PMMA) (siehe auch Gentamicin, PMMA-Ketten).

Dosierung

Gentamycin: 1,5 mg/kg KG i. v. alle acht Stunden, individuelle Dosisanpassung durch Bestimmung der Serumkonzentration erforderlich. Refobacin-Palacos Fertigmischung.

Darreichungsformen

Injektionslösung, Gentamycin versetzt mit PMMA.

Wirkmechanismus

Aminoglykoside sind Aminozucker, die an die 30S-Untereinheit bakterieller Ribosomen binden und dadurch Fehler bei der Translation der bakteriellen mRNS hervorrufen. Es entstehen Proteine mit falscher Aminosäurensequenz, was zum Tod des Mikroorganismus führt. Auch die Zellwandsynthese von Bakterien wird gestört. Insgesamt entsteht eine bakterizide Wirkung. Nur die zu den Prokaryonten gerechneten Bakterien haben die 30S-Unterheit des Ribosoms; der zu den Eukaryonten zählende menschliche Organismus hat anders zusammengesetzte Ribosomen und wird von den Aminoglykosiden nicht beeinflusst. Aminoglykoside wirken auf grampositive und gramnegative Keime, Resistenzen sind relativ häufig bei Pseudomonas aeruginosa und koagulasenegativen Staphylokokken.

Pharmakokinetik

Sehr schlechte enterale Resorption, weshalb Aminoglykoside außer zur Darmsterilisation parenteral verabreicht werden. Nach intravenöser Gabe sehr geringe Bindung an Plasmaeiweiße (mit Ausnahme des Streptomycins), dadurch relativ kurze Halbwertszeit von zwei bis drei Stunden. Elimination über die Nieren, weshalb bei herabgesetzter Nierenfunktion die Elimination verlangsamt ist und geringere Dosierungen gewählt werden müssen. Individuelle Dosisanpassung durch Bestimmung der Serumkonzentrationen. Nach Implantation von mit Gentamycin versetztem PMMA wird Gentamycin in bakteriziden Konzentrationen im benachbarten Gewebe über einen Zeitraum von 30 bis 70 Tagen gefunden.

Kontraindikation

Unverträglichkeit, Allergie, Niereninsuffizienz, Erregerresistenz, verminderte Hörfähigkeit

Nebenwirkungen

Nephrotoxische und ototoxische Wirkung, weshalb die Nierenfunktion überwacht und bei langfristiger Anwendung Gehörtests durchgeführt werden müssen. Störung der neuromuskulären Transmission, deshalb Symptomverschlechterung bei der Myasthenia gravis.

Wechselwirkungen

Die Kombination mit Furosemid sollte vermieden werden. Interaktionen mit Cyclosporin, Indometacin, Kontrazeptiva.

Autor

Nils Hailer

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