Depression
Störung des Affekts mit Herabsetzung der Stimmung.
Die Prävalenz depressiver Störungen beträgt 6 %. Aufgrund von Zwillingsuntersuchungen (Konkordanzrate 70 %) und Untersuchungen an Familien wird sowohl bei unipolaren als auch bei bipolaren Erkrankungen eine genetische Disposition angenommen. Die Erkrankungswahrscheinlichkeit steigt bei unipolaren Erkrankungen für Familienmitglieder um 5–20 %, bei bipolaren Erkrankungen um 3–18 %. Neurochemisch bestehen sowohl Störungen der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin als auch deren Rezeptoren. Begünstigend für die Manifestation depressiver Störungen wirken belastende Lebenssituationen wie zwischenmenschliche Probleme, Trennung von vertrauten Personen sowie chronischer Stress mit Überforderungssituationen.
Atypische Verläufe gibt es insbesondere im Alter als larvierte oder auch somatisierte Depression, wobei hier körperliche und vegetative Zeichen im Vordergrund stehen und die depressive Stimmungslage übersehen werden kann. Bisweilen treten auch Appetitzunahme, Zunahme der Schlaflänge und Schlaftiefe sowie Erhöhung der Libido auf.
Man unterscheidet folgende Formen der Depression:
Klinische Untersuchung: Ausschluss metabolischer Störungen durch laborchemische Untersuchungen einschließlich Blutzucker, Leber-, Nieren-, Schilddrüsenfunktion; gegebenenfalls Computertomographie des Kopfs bzw. kraniale Magnetresonanztomographie zum Ausschluss intrazerebraler Raumforderungen, eines Hydrozephalus oder zerebrovaskulärer Erkrankungen; Medikamentenanamnese (Depression als Nebenwirkung von Medikation wie z. B. Beta-Blocker).
Dementielle Syndrome, Schizophrenie, schizoaffektive Störung, abnorme Trauerreaktion.
Antidepressiva: z. B. Hemmung der Wiederaufnahme der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin, Hemmung der Monoaminoxidase; je nach klinischem Bild Wahl des Antidepressivums mit eher antriebssteigernder, angstlösender, antriebsneutraler Wirkung oder schlafanstoßender Wirkung; bei paranoiden Ideen eventuell Kombination mit Neuroleptikum; Wirkungseintritt nach ca. ein bis zwei Wochen.
Nebenwirkung: anticholinerge Symptome, Leberenzymanstieg, orthostatische Störungen, Tachykardie.
Cave: Antriebssteigerung tritt meist vor Stimmungsaufhellung ein, Gefahr der Suizidalität!
Rezidivprophylaxe bei einem Großteil der Patienten entweder mit Antidepressiva oder Stimmungsstabilisatoren notwendig.
Unipolare Erkrankungen mit depressiven Störungen treten meistens zwischen dem dritten bis fünften Lebensjahrzehnt mit Episoden zwischen drei bis zwölf Monaten auf, welche im Alter an Länge eher zunehmen.
Bipolare Erkrankungen treten oft früher auf, wobei manische Störungen kürzer andauern als depressive. Häufig kommt es nach depressiver Verstimmung zu hypomanen Nachschwankungen. Durch Stimmungsstabilisatoren Verkürzung der einzelnen Episoden und Reduktion der Schübe.
Siehe Dauertherapie, psychotherapeutische Hilfe.
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