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Gipskorsett

Definition

Zirkulärer, den Oberkörper umfassender Gipsverband zur Ruhigstellung oder korrigierender Redression der Wirbelsäule.

Indikation

Heutzutage dient das Gipskorsett in erster Linie der Ruhigstellung und Schmerzstillung bei Frakturen oder entzündlich-infektiösen Prozessen (Spondylodiszitis) der Wirbelsäule. Die Anwendung von Gipskorsetten in der konservativen Skoliosebehandlung hat zunehmend an Bedeutung verloren und wurde von moderneren Modellen wie das Chéneau- oder Bosten-Korsett abgelöst.

Kontraindikation

Offene infizierte Wunden, Hautekzeme, Allergien, Klaustrophobie.

Durchführung

Das Gipskorsett wird entweder am stehenden Patienten anmodelliert oder der Patient wird auf einem so genannten Cotrel-Tisch (eine Art Schlingentisch) „schwebend“ gelagert. Zum Hautschutz wird Schlauchmull oder Schlauchgaze angewendet, die sowohl proximal als auch distal etwas länger gewählt werden sollten. Mit lockeren Windungen wickelt man anschließend zur Polsterung Baumwollwatte zirkulär an. Grundsätzlich gilt: „So dünn wie möglich, so dick wie nötig!“ Besonders druckgefährdete Stellen sollten extra gepolstert werden, um Druckschäden zu vermeiden. Dazu zählen: Beckenschaufeln, Processi spinosi, Scapulae etc. Eine zirkulär mit gut dosiertem Zug angebrachte Kreppbinde verhindert das Nasswerden der darunter liegenden Schichten und gewährleistet eine gute Komprimierung und Formgebung der Polsterung. Im Anschluss daran wird die Gipsbinde in ca. 20°C warmes Wasser getränkt und in einem Zug von distal beginnend zirkulär abgerollt. Je nach Indikation sollte das Korsett ventral vom Jugulum bis drei Querfinger oberhalb der Symphyse und dorsal von der Skapulamitte bis zum unteren Sakrumabschluss reichen. Danach werden Falten und Unebenheiten mit der flachen Hand glatt modelliert. Die Modellierung in der Taille proximal des Beckenkamms sichert eine gute Passform des Gipses und verhindert ein Abrutschen. An den Enden wird der überschüssige Schlauchmull mit der Baumwollwatte ca. 1 cm umgeschlagen, um gut gepolsterte Randbereiche zu schaffen. Wenn der Gipsbrei matt wird, kann die Oberfläche nochmals geglättet werden. Ein konventioneller Gips benötigt ca. 24 Stunden zum Aushärten. Plastikgipse härten innerhalb von zwei bis drei Stunden.

Nachbehandlung

Bei Beschwerden muss der Gips gewechselt werden, denn „ein Patient mit Gips hat immer Recht“. Regelmäßige Gipskontrollen sind notwendig, um Passform und Funktionstüchtigkeit des Gipses zu kontrollieren. Da die Muskulatur unter der Gipsbehandlung atrophiert, können Gipswechsel notwendig werden, um eine gute Ruhigstellung zu gewährleisten.

Autor

Rolf Haaker

Email: r.haaker@khwe.de
http://www.khwe.de
https://www.klinik-bewertungen.de.../erfahrung-mit-st-vincenz-hospital-brakel
Prof. Dr. R. Haaker
CA der Klinik für Orthopädie,
Rheumatologie, Traumatologie
Schwerpunkte: Primär- und Wechselendoprothetik,aller großen Gelenke; Fuß-, Kinder-, Rheumaorthopädie
Sportverletzungen, Wirbelsäulenerkrankungen

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