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Gelenkrheumatismus, akuter

Synonyme

Rheumatismus verus; Akute Polyarthritis; Rheumatisches Fieber

Englischer Begriff

Poststreptococcal reactive arthritis

Definition

Der akute Gelenkrheumatismus ist eine Manifestation des rheumatischen Fiebers. Diese streptokokkenallergische entzündliche Systemerkrankung kann sich auch an Herz, Zentralnervensystem, Haut und Subkutangewebe manifestieren. Typische Krankheitsbilder sind somit neben der akuten Polyarthritis die rheumatische Karditis, Exantheme und die Chorea minor.

Pathogenese

Nach Infektion des oberen Respirationstrakts durch beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A kann eine infektinduzierte Autoimmunreaktion die Erkrankung auslösen. Der Pathomechanismus basiert auf einem molekularen Mimikry des M-Proteins der Streptokokken mit Tropomyosin und Myosin sowie mit Antigenen des Nucleus caudatus und Nucleus subthalamicus.

Der Erkrankungsgipfel liegt im Kindesalter (5–15 Jahre).

Symptome

Die betroffenen Kinder machen einen schwer kranken Eindruck.

Allgemeinsymptome: Fieber, Kopfschmerzen, Schwitzen.

Gelenkbeschwerden: deutliche Entzündungszeichen mit Ergussbildung, wandernde Polyarthritis.

Hautsymptome: rheumatische subkutane Knötchen, Erythema anulare rheumaticum marginatum, Erythema nodosum.

Kardiale Symptome: Herzgeräusche, Perikardreiben, gegebenenfalls mit Präkordialschmerz, Extrasystolen, kardiale Insuffizienzzeichen.

Chorea-minor-Symptome (Spätmanifestation): unkontrollierte, ungeschickte Bewegungen.

Diagnostik

Labor: BSG- und CRP-Erhöhung, gegebenenfalls Infektanämie, positiver Rachenabstrich, Antikörpernachweis (ASO, ASL), Erhöhung der Anti-DNAase B vor allem bei Streptokokkeninfektionen der Haut (eventuell akute Glomerulonephritis); kardiologische Untersuchung; Jones-Kriterien der American Heart Association.

Differenzialdiagnose

Postinfektiöse und reaktive Arthritiden anderer Genese, juvenile chronische Arthritis, eitrige Arthritis, Leukämie, Lupus erythematodes disseminatus, Gelenkchondromatose.

Therapie

Die Therapie ist konservativ:

  1. Infektherapie mit Antibiose über zehn Tage: Penicillin 2 × 500 mg/Tag, bei Penicillinallergie wird Erythromycin 4 × 250 mg/Tag empfohlen.
  2. Antiinflammatorische Behandlung über vier bis sechs Wochen: nicht-steroidale Antirheumatika, Kortikosteroide bei Karditis.
  3. Tonsillektomie im freien Intervall unter Antibiose wird kontrovers diskutiert.
  4. Rezidivprophylaxe mit Penicillin über zehn Jahre, maximal bis zum 25. Lebensjahr, anschließend gezielte Prophylaxe bei operativen Eingriffen.

Autor

Markus Lerner

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