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Kniegelenk, Erguss

Synonyme

Hydrarthros

Englischer Begriff

Knee-joint effusion

Definition

Intraartikuläre Flüssigkeitsansammlung im Kniegelenk, die verschiedenste Krankheiten begleitet. Unterschieden werden seröse (Hydrops), serofibrinöse und gemischte Kniegelenkergüsse. Besondere Formen des Kniegelenkergusses sind das Hämarthros und das Kniegelenkempyem (Kniegelenk, Empyem).

Vorkommen

Seröse und rezidivierend seröse Ergüsse treten häufig durch freie Gelenkkörper, als Folge von Meniskus- oder Kreuzbandverletzungen sowie als Folgen von stumpfen Traumen und Patella(sub)luxationen auf. Weiterhin können Synovialiskrankheiten wie eine reaktive Arthritis oder Stoffwechselkrankheiten wie Gicht, Amyloidose u. a. die Ursache sein. Bei rheumatischer Mono- und Polyarthritis sind die auftretenden Ergüsse in der Regel serofibrinös und eiweißreich.

Diagnostik

Klinisch zeigen sich verstrichene Konturen des Kniegelenks sowie als Tastbefund klassischerweise ein „Tanzen der Patella“ (Ballottement).

Neben der Anamnese und der klinischen Untersuchung geben Farbe und Konsistenz des Punktats Aufschluss über die Ursache des Kniegelenkergusses. Anschließend erfolgen die Synoviaanalyse sowie die laborchemische Untersuchung des Punktats. Zusätzlich sollte die mikrobiologische Untersuchung erfolgen.

Daran schließt sich die nativradiologische Untersuchung an, die gegebenenfalls durch eine Magnetresonanztomographie ergänzt werden sollte.

Differenzialdiagnose

Spezielle Formen des Kniegelenkergusses sind Pyarthros und Hämarthros. Weiterhin kommen Veränderungen der Gelenkkontur durch Tumorerkrankungen der Knochen oder der angrenzenden Weichteile differentialdiagnostisch in Betracht. Außerdem müssen die Bursitis infrapatellaris und suprapatellaris, Ganglien der Menisken und eine Hoffa-Hypertrophie vom Kniegelenkerguss abgegrenzt werden.

Therapie

Die spezifische Therapie richtet sich nach der Ursache. Daher erfolgt bei unbekannter Ursache zunächst eine Entlastungspunktion, die gleichzeitig einen hohen diagnostischen Stellenwert hat. Bestätigt sich hierbei der Verdacht auf eine Kniegelenkinfektion muss die sofortige operative Therapie eingeleitet werden. Besteht dieser Verdacht nicht, kann zunächst die Diagnostik komplettiert und je nach Ursache eine spezifische Therapie eingeleitet werden.

Akuttherapie

Primär erfolgt eine Entlastungspunktion mit anschließender elastischer Wicklung, gegebenenfalls unter Verwendung eines Filzrings. Durch diese Punktion erfolgt zum einen eine Entlastung des Gelenks mit Schmerzreduktion, zum anderen gibt die Untersuchung des Punktats wichtige Informationen über die Ursache des Kniegelenkergusses. Bestätigt sich der Verdacht einer Kniegelenkinfektion, ist die sofortige arthroskopische Therapie indiziert.

Konservative/symptomatische Therapie

Ruhigstellung und Lagerung in einer Schiene mit 10°-Flexion. Leichte Kompressionswicklung mit Filzring. Weiterhin sollte der Patient zu isometrischen Übungen der Quadrizepsmuskulatur angeleitet werden, da so eine zügige Resorption des Kniegelenkergusses erreicht werden kann.

Medikamentöse Therapie

Einnahme von nicht-steroidalen Antiphlogistika (z. B. Diclofenac).

Operative Therapie

Bestätigt sich der Verdacht einer Kniegelenkinfektion, ist ein unmittelbares operatives Vorgehen erforderlich. In allen anderen Fällen richtet sich die operative Therapie nach der jeweiligen Ursache.

Dauertherapie

In Abhängigkeit vom zugrunde liegenden Krankheitsbild ist eine spezifische Dauertherapie durchzuführen.

Bewertung

Ein infizierter Kniegelenkerguss ist eine orthopädische Notfallindikation. Die frühzeitige Diagnosestellung, die unmittelbare chirurgische Intervention und die aggressive Antibiotikatherapie sind die Voraussetzung für eine vollständige Wiederherstellung. Bei fortgeschrittenen Stadien der Infektion besteht das Risiko der dauerhaften Schädigung des Gelenks und der Mortalität.

Ansonsten ist die Prognose abhängig vom Grundleiden.

Nachsorge

In Abhängigkeit von der verursachenden Grunderkrankung.

Autor

Matthias Bühler, Hergo Schmidt

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