Wundreinigung
Irrigation-suction drainage
Reinigung einer bakteriell infizierten Gewebehöhle, durch die Kombination von kontinuierlicher Spülung und Absaugung mit dem Ziel der Infektberuhigung.
Gelenkempyem, Osteomyelitis, Osteitis, ausgedehnte Weichgewebsinfekte.
Da es sich um eine arbeitsintensive Methode mit hohem pflegerischem Aufwand bei geringem Patientenkomfort handelt und effektivere, aktuelle Verfahren mit höherem Patientenkomfort zur Verfügung stehen, besitzt die Spül-Saug-Drainage heute nur noch historische Bedeutung.
Es bestehen zahlreichen Komplikationsmöglichkeiten:
insuffiziente Spülung bei Drainagenverstopfung, Spülstraßenbildung sowie Leckage mit ungenauer Flüssigkeitsbilanzierung und Hautmazerationen
Keimwechsel durch Resistenzentwicklung oder Sekundärbesiedlung durch aufsteigende iatrogene Infektionen
Gewebetoxizität der Spülflüssigkeit
Funktionseinschränkung durch die notwendige Immobilisation des Patienten.
Daher ist der Einsatz der Spül-Saug-Drainage heute nur noch in wenigen Einzelfällen indiziert.
Zunächst ist für den Erfolg der Spül-Saug-Drainage ein radikales chirurgisches Débridement Voraussetzung. Anschließend müssen die Drainagen so platziert werden, dass die gesamte Wundhöhle durch die Spülflüssigkeit erreicht wird. Hierzu wird entsprechend eines Überlaufprinzips der Zufluss am tiefsten Punkt des zu drainierenden Wundareals angelegt und die Saugdrainage möglichst weit darüber platziert. Weiterhin muss die abführende Drainage großlumig (CH 16/18) gewählt werden, um Abflussbehinderungen durch nekrotisches Gewebe sowie Fibringerinsel zu vermeiden. Als Spülflüssigkeit sollte Ringerlösung eingesetzt werden, um keine Knorpelschäden zu verursachen. Spüllösungsadditiva wie Antiseptika oder Antibiotika sind umstritten, da weder endgültige Ergebnisse über eine mögliche Gewebe- oder Knorpeltoxizität noch ein Wirksamkeitsbeweis vorliegen. Tägliche Spülmengen liegen zwischen 3–6 l, wobei die Spülung zunächst für 3 Tage durchgeführt wird. Danach werden die beiden Drainagen mit Redonflaschen armiert und ein Abstrich aus der Spülflüssigkeit entnommen. Bei negativem Ergebnis werden die Drainagen nach 48 Stunden entfernt, bei positivem Ergebnis muss die Drainagebehandlung fortgesetzt werden.
Engmaschige Kontrolle der Funktionstüchtigkeit des Systems durch gut geschultes, eingriffsbereites Personal ist erforderlich. Ziel der Behandlung ist die Infektberuhigung. Regelmäßige klinische und laborchemische Kontrolle nach Entfernung des Systems. Kommt es innerhalb von 14 Tagen zu keiner Infektberuhigung, ist ein Verfahrenswechsel erforderlich.
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