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Colchicin

Synonyme

Alkaloid der Herbstzeitlosen; Colchicinum; Kolchizin

Handelsnamen

Colchicum dispert

Anwendungsgebiete/Indikationen

Akuter Gichtanfall, Anfallsprophylaxe.

Dosierung

Im akuten Gichtanfall in den ersten vier Stunden 1 mg stündlich, dann 0,5 mg alle sechs Stunden bis zu einer maximalen Tagesdosis von 6 mg. Zur Anfallsprophylaxe 1–1,5 mg/Tag.

Darreichungsformen

Tabletten

Wirkmechanismus

Colchicin ist das wasserlösliche Alkaloid der Herbstzeitlosen (Colchicum autumnale). Der Wirkmechanismus beruht auf der Bindung des Colchicins an Tubulin, ein Protein, welches Bestandteil des intrazellulären Spindelapparats ist. Dieser wird für die aktive Migration von Leukozyten benötigt, und die Hemmung der intrazellulären kontraktilen Elemente resultiert in einer Hemmung der Migrations- und Phagozytosefähigkeit dieser Zellen. Da aktivierte Leukozyten, insbesondere mononukleäre Zellen, beim akuten Gichtanfall durch die Freisetzung freier Radikale und anderer Schmerzmediatoren eine schmerzauslösende Rolle spielen, kann Colchicin beim akuten Gichtanfall mit Erfolg gegeben werden. Insgesamt haben aber die NSAID wie Indometacin und Diclofenac das Colchicin in der Behandlung des akuten Gichtanfalls weitgehend verdrängt.

Pharmakokinetik

Gute Resorption und Bioverfügbarkeit nach enteraler Applikation. Colchicin unterliegt dem enterohepatischen Kreislauf und neigt zur Akkumulation.

Kontraindikation

Eingeschränkte Nierenfunktion, Blutbildveränderungen (Anämie), Morbus Crohn, Lebererkrankungen. Nicht bei Kindern und Jugendlichen einsetzen.

Nebenwirkungen

Gastrointestinale Nebenwirkungen in Form von Übelkeit, Erbrechen und schweren Durchfällen sind häufig, was die Anwendbarkeit der Substanz stark beschränkt. Aufgrund der Hemmung des Spindelapparats ist Colchicin gleichzeitig auch ein Mitosehemmstoff, was für die selten zu beobachtende Agranulozytose verantwortlich ist.

Autor

Nils Hailer

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