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Maßschuh, orthopädischer

Englischer Begriff

Orthopedic shoe

Definition

Orthopädisches Hilfswerk im Sinn des Schuhwerks, das man über einen individuell für den Patienten angefertigten Leisten fertigt. Dabei werden alle schuh- und orthopädietechnischen Konstruktionselemente im Schuh bzw. am Schuh eingearbeitet. Zur Herstellung des Maßschuhs werden unterschiedliche Abdruck- bzw. Scan-Techniken verwendet.

Indikation

  1. Hochgradige dekompensierte Valgusstellung der Ferse und Verlust des Längsgewölbes bei Knick-/Plattfüßen, die nicht mehr oder nur teilweise korrekturfähig sind; Plattfüße (Schaukelfuß/Tintenlöscherfuß) in Wiegenform.
  2. Überlastung der Außenkante des Fußes bei Klumpfüßen.
  3. Schmerzhafte Wackelsteife des oberen Sprunggelenks (arthrotisch/pseudarthrotisch).
  4. Schmerzhafte Funktionsstörungen der Fußwurzelgelenke, auch als Verletzungsfolgen, besonders in Verbindung mit gleichzeitiger Vorfußverformung und bei wesentlicher Störung der Fußabwicklung mit der Notwendigkeit der Stabilisierung des Rückfußes.
  5. Beinverkürzung von mehr als 3 cm.
  6. Schwere Fußfehlformen (angeboren oder erworben).
  7. Nicht-korrigierbare Fußfehlform bei ausgeprägten Lähmungsfüßen.
  8. Hochgradige Sprengung des Fußlängsgewölbes bei Ballenhohlfüßen.
  9. Fußtotalverlust, der eine Stabilisierung im Rückfuß erforderlich macht (in der Regel proximal der transmetatarsalen Amputationslinie), gegebenenfalls auch bei schlechter Stumpfdeckung oder starker Vorfußverbreiterung.
  10. Ausgeprägte angeborene oder erworbene Veränderungen des Fußes (auch der Zehen), bei denen aufgrund der Breite oder der Höhe des Fußes eine anderweitige Versorgung nicht mehr möglich ist.
  11. Schmerzhafte Fehlstellung der Zehengelenke bei chronischen Gelenkentzündungen mit wesentlicher Beeinträchtigung der Belastungsfähigkeit.
  12. Ausgeprägte, auch funktionelle Änderung der Fußform, der Sensibilität, Trophik und Durchblutung des Fußes, die aufgrund der Fußfehlform zu Belastungsstörungen führen (z. B. nach Lähmungen, bei neuroangiopathischen Veränderungen wie beispielsweise Diabetes mellitus), die mit Zurichtungen am Konfektionsschuh oder zugerichteten konfektionierten Spezialschuhen nicht versorgbar sind (z. B. diabetesadaptierte Fußbettung, Sohlenversteifung, Abrollsohle).
  13. Über Prothesen oder über Beinorthesen, wenn die Verwendung von Konfektionsschuhen, orthopädischen Zurichtungen oder konfektionierten Schuhen nicht möglich ist.
  14. Persistierende ausgeprägte Schwellungszustände der Füße und der Unterschenkel (z. B. Elephantiasis u. a. vergleichbare Zustände), während im Tagesverlauf auftretende Schwellungen als solche kein Maßschuhwerk notwendig machen.

Durchführung

Die Herstellung eines orthopädischen Maßschuhs erfordert mehrere Arbeitsschritte. Der Leisten wird heute individuell hergestellt, meist in Form eines Gipsnegativs und Leistenerstellung über Hartschaum und Leistengießharzmasse, teilweise jetzt auch über Scan-Techniken. Eine Folienprobe zur Überprüfung von Passform und Statik des Fußes und zur Möglichkeit der Nachbereitung am Leisten ist sinnvoll, häufig auch bei schwierigen Versorgungen eine Gehprobe. Die Einlagen werden als herausnehmbare Elemente des orthopädischen Schuhs erstellt, das mit der Bettung verbunden ist. Die Fußbettung selbst dient als plastische Einbettung des Fußes und dem Schutz des Fußes vor Traumatisierung und besteht meist aus elastisch dämpfenden Materialien. Je nach lokaler Situation sind entlastende stützende Elemente, statische Ausgleiche sowie ein Beinlängenausgleich, Fußlängenausgleich, Defektausgleich sowie orthopädische Zurichtungen am Maßschuh wie Abrollhilfen etc. anzubringen.

Autor

Bernhard Greitemann

FA Orthopädie, Physikalische und rehabilitative Medizin, Chefarzt und Ärztlicher Direktor Klinik Münsterland am Reha-Klinkum Bad Rothenfelde der DRV
Vorsitzender Vereinigung Techn. Orthopädie der DGOU und DGOOC
Vorsitzender Beratungsausschuss der DGOOC für das Orthopädieschuhtechnikhandwerk

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