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Frühinfekt

Synonyme

Postoperativer Infekt

Englischer Begriff

Early onset infection

Definition

Postoperative Infektion innerhalb von drei Monaten nach dem Eingriff.

Pathogenese

Im Rahmen der operativen Versorgung oder der direkten postoperativen Behandlung kommt es zu einer Kontamination des Operations- oder Wundgebiets mit pathogenen Keimen, aus denen sich in der weiteren Folge eine Infektion entwickelt. In der postoperativen Phase ist auch die hämatogene Aussaat von einem anderen Infektionsfokus wie z. B. einer Blasenentzündung oder einer Pneumonie möglich. So genannte Frühinfektionen werden als nosokomiale Infekte aufgefasst.

Symptome

Im Bereich der Operationsnarbe kommt es zu Rötung, Schwellung und einer schmerzbedingten Funktionsstörung. Fortbestehende Wundsekretionen sind Zeichen einer Wundheilungsstörung und verdächtig auf das Vorliegen einer Infektion. Eine putride Wundsekretion ist der Beweis einer Infektion.

Laborveränderungen mit Leukozytose, CRP-Erhöhung und Senkungsbeschleunigung.

Diagnostik

Allgemeine körperliche Untersuchung und Lokalbefund. Labordiagnostik mit Blutbild, CRP und Blutkörpersenkungsgeschwindigkeit. Bei schwerer Symptomatik komplette Labordiagnostik zur frühzeitigen Sicherung bzw. Ausschluss einer generalisierten Sepsis.

Sonographischer Nachweis einer Flüssigkeitsansammlung und gegebenenfalls sonographisch gesteuerte Punktion. Das gewonnene Untersuchungsmaterial sollte mikrobiologisch untersucht werden. Kurzfristig ist die Durchführung einer Gramfärbung und nach Möglichkeit eine Synoviaanalyse zu veranlassen.

Radiologische Darstellung nach Osteosynthese oder endoprothetischer Versorgung zur Planung der weiteren Therapie.

Differenzialdiagnose

Normaler postoperativer Befund, postoperativer Reizzustand.

Therapie

Chirurgisch

Akuttherapie

Kühlung und Schmerzmedikation, Entlastungspunktion bei Flüssigkeitsverhalt, baldmöglichst operative Versorgung zum Nachweis und zur Therapie der Infektion.

Konservative/symptomatische Therapie

In ausgewählten Einzelfällen kann eine empirische antibiotische Therapie begonnen werden. Ein Rückgang der Infektzeichen ist beweisend für eine bakterielle Infektion, eine operative Therapie schließt sich an.

Medikamentöse Therapie

Die antibiotische Therapie wird erst nach Gewinnung von Material zur mikrobiologischen Untersuchung begonnen.

Operative Therapie

Eröffnung der alten Operationswunde auf der gesamten Länge. Bei eingeschränkten Sichtverhältnissen wird der ursprüngliche operative Zugang erweitert, um eine sichere Übersicht über die Wunde ohne Traumatisierung der Weichteile zu erzielen. Vollständige Entfernung avitalen Gewebes im Sinne eines radikalen Débridements. Nach Abschluss des Débridements sollte eine ausführliche Spülung der Wunde mit reichlich Flüssigkeit, z. B. Ringerlösung, unter Einsatz einer Jet-Lavage erfolgen.

Liegt eine Osteosynthese vor, muss diese auf ihre Stabilität überprüft werden. Bei instabilen Osteosynthesen ist die Materialentfernung und ein Verfahrenswechsel angezeigt. In der Infektsituation bietet sich der Einsatz eines Fixateur externe an. Bei stabilen Osteosynthesen und guter umgebender Weichteilsituation kann ein Erhaltungsversuch der Osteosynthese unternommen werden. Hierzu werden nach erfolgtem Débridement lokale Antibiotikaträger implantiert.

Bei Frühinfekt nach Endoprothesenimplantation kann ebenfalls ein Erhaltungsversuch durchgeführt werden. Voraussetzung hierfür ist die stabile Verankerung der Endoprothese im Knochen. Andernfalls ist initial der Endoprothesenausbau und -wechsel angezeigt. Dieser kann nach persönlicher Erfahrung und den vorhandenen Möglicheiten ein- oder mehrzeitig durchgeführt werden. Beim Erhaltungsversuch einer infizierten Endoprothese sollte nach sorgfältigem Débridement der Weichteile ein Wechsel der modularen Prothesenteile (Hüftgelenk, z. B. Kopf und Inlay) durchgeführt werden. Die Implantation von lokalen Antibiotikaträgern bietet sich an.

Je nach Schwere der Infektion ist bei verbliebenen Fremdkörpern wie Osteosynthesen oder Endoprothesen die Durchführung von geplanten Etappenrevisionen zum Erreichen der Infektfreiheit und gegebenenfalls zur Überprüfung des Behandlungserfolgs in Betracht zu ziehen.

Dauertherapie

Bei eingeschränkter Operationsfähigkeit des Patienten kann eine antibiotische Dauertherapie in Betracht gezogen werden. Hiermit kann in der Regel nur eine Suppression und keine Heilung des Infekts erreicht werden. Bei chronisch-infizierten Endoprothesen kann die kontrollierte Anlage einer Fistel, z. B. als Dauerdrainage, erforderlich sein.

Nachsorge

Gemäß der Infektausdehnung, -ursache und dem vorhandenen Implantat.

Autor

Stefan Kirschner

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