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Inaktivitätsatrophie

Definition

Durch Inaktivität, oft im Rahmen ärztlich verordneter Ruhigstellung oder Entlastung entstandene Atrophie einer Muskelgruppe oder Extremität.

Vorkommen

Die längerwährende Ruhigstellung oder Entlastung einer Extremität ist oft im Rahmen der Behandlung orthopädisch-traumatologischer Erkrankungen therapeutisch erforderlich, sie führt aber zur Atrophie von entweder isolierten Muskelgruppen oder ganzen Extremitäten. Dementsprechend häufig findet man nach der Gipsentfernung oder nach längeren Phasen der Entlastung Zeichen der Inaktivitätsatrophie. Gängige Beispiele sind die Atrophie der Oberschenkelmuskulatur nach längerer Entlastung eines Beins aufgrund einer Gelenkfraktur, die nicht belastungsstabil versorgt werden konnte, oder die Deltoideusatrophie nach stabilisierenden Schultereingriffen, die eine mehrwöchige Ruhigstellung erforderten.

Diagnostik

Eine spezifische Diagnostik ist im Regelfall nicht erforderlich, da sich das Bild der Inaktivitätsatrophie aus dem klinischen Zusammenhang erklärt.

Differenzialdiagnose

In Einzelfällen müssen andere Ursachen einer Muskelatrophie abgeklärt werden. So kann z. B. eine Muskelatrophie auch durch eine primäre, prä- oder intraoperativ entstandene Nervenverletzung oder durch Druckschädigung eines Nervs im Gipsverband entstanden sein. Hier hilft die neurologische Untersuchung weiter, in deren Rahmen beispielsweise das Feststellen von Arealen mit herabgesetzter Berührungsempfindung gegen das Vorliegen einer Inaktivitätsatrophie spricht.

Therapie

Die Inaktivitätsatrophie ist Folge einer ungenügenden Beanspruchung bestimmter Muskelgruppen oder ganzer Extremitäten. Dementsprechend kann durch physiotherapeutische Maßnahmen und, in gewissen Fällen, durch physikalische Therapieformen wie die Elektrotherapie ein gezielter Aufbau der atrophierten Muskulatur erreicht werden.

Medikamentöse Therapie

Eine wirksame medikamentöse Therapie existiert nicht.

Nachsorge

Die Behandlung der Inaktivitätsatrophie ist oft langwierig: Was in wenigen Wochen atrophierte, muss oft mühevoll in vielen Monaten wieder aufgebaut werden. Die Nachsorge ist dementsprechend oft langwierig und bezieht neben physiotherapeutischen Aspekten auch die sportmedizinische Betreuung mit ein.

Autor

Nils Hailer

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