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Wirbelsäule, Impressionskeilbruch

Synonyme

Impaktionsbruch; Keilbruch

Englischer Begriff

Compression fracture

Definition

Stabile Form einer Wirbelkörperfraktur mit kranialer Höhenminderung der vorderen Anteile des Wirbelkörpers (AO-Klassifikation Typ A1.2).

Pathogenese

Die Fraktur entsteht durch Einwirkung einer exzentrischen Kompressionskraft bei gleichzeitiger passiver Beugung der Wirbelsäule. Hierdurch kommt es zu einer ventrokranialen Höhenminderung des betreffenden Wirbelkörpers bei intakter Hinterkante.

Symptome

Die Patienten klagen über lokale Rückenschmerzen mit Verstärkung bei Bewegung. Am häufigsten sind die Impressionskeilbrüche im thorakolumbalen Übergang vertreten. Neurologische Ausfälle sind selten (in ca. 20 % der Fälle). Ist der untere Brustwirbelsäulenbereich betroffen, können auch atemabhängige Beschwerden und Luftnot vorliegen.

Diagnostik

Im Bereich der Fraktur sind Druck- und Klopfschmerzhaftigkeit vorhanden. Die Dornfortsätze weisen keinen Versatz auf. Die neurologische Untersuchung zeigt keine Ausfallerscheinungen.

Zur bildgebenden Diagnostik kommen Röntgenaufnahmen des betreffenden Wirbelsäulenabschnitts in zwei Ebenen, gegebenenfalls auch Schrägaufnahmen in Frage. Weiterhin sollte eine Computertomographie zur Beurteilung der Geometrie des Spinalkanals durchgeführt werden. Kernspintomographische Aufnahmen sind bei neurologischen Ausfällen oder Verdacht auf Vorliegen einer Hinterkantenbeteiligung indiziert.

Differenzialdiagnose

Osteoporotische Spontanfraktur, tumoröse Wirbelkörperdestruktion.

Therapie

Der Impressionskeilbruch ist ein stabiler Bruch, der bei einem Kyphosewinkel unter 20° konservativ durch frühfunktionelle Therapie behandelt wird. Höhergradige Achsenabweichungen werden operativ versorgt.

Akuttherapie

Die Bergung und Lagerung des Verletzten ist unter leichter Extension und unter Vermeidung von Dreh- und Scherbelastungen durchzuführen. Die Analgesie sollte die Ansprechbarkeit des Patienten nicht beeinträchtigen, um den neurologischen Status verlässlich erheben zu können.

Konservative/symptomatische Therapie

Die Impaktionskeilbrüche sind stabile Frakturen ohne Hinterkantenbeteiligung, die bei einer Achsenabweichung unter 20° konservativ behandelt werden können. Nach Abklingen der akuten Schmerzsymptomatik und kurzfristiger Immobilisationsphase können neben gezielter Atemtherapie ein isometrisches Training der Rumpfmuskulatur sowie die Mobilisation unter physiotherapeutischer Anleitung beginnen. Über ein Korsett (z. B. Dreipunktkorsett) kann eine Kyphosierung des thorakolumbalen Wirbelsäulenabschnitts eingeschränkt werden. Möglich ist jedoch auch die Aufrichtung des Impressionskeilbruchs im dorsalen Durchhang (nach Böhler) mit anschließender Immobilisation in einem Gipskorsett.

Medikamentöse Therapie

Analgetika, Antiphlogistika.

Operative Therapie

Impressionskeilbrüche mit einer Achsenabweichung über 20° werden operativ versorgt. Hier sind meist eine dorsale Instrumentierung mit Aufrichtung über die Ligamentotaxis und eine ein- oder zweizeitige ventrale Stabilisation erforderlich. Patienten mit Osteoporose, die innerhalb der ersten vier bis sechs Wochen keine Besserung der Beschwerden zeigen, können durch eine Kyphoplastie oder Vertebroplastie, also einer Zementaugmentation des Wirbelkörpers, versorgt werden.

Kommt es sekundär zu Wirbelsäulenbeschwerden, die auf den posttraumatischen Kyphoseknick zurückzuführen sind, kann eine segmentübergreifende dorsale Spondylodese mit Ausgleich der sagittalen Schwingung in Verbindung mit einer ventralen Fusion erfolgen. Letzteres kann auch minimalinvasiv oder thorakoskopisch erfolgen.

Dauertherapie

Bis zur knöchernen Heilung der Fraktur sind regelmäßige isometrische Übungsbehandlungen der Rumpfmuskulatur und rückenschonendes Verhalten erforderlich. Während dieser Zeit sollte das Sitzen mit vermehrter Kyphosierung der Wirbelsäule unterbleiben.

Bewertung

Die Impressionskeilbrüche sind in aller Regel stabile Frakturen, die konservativ zur Ausheilung gebracht werden können. Nur selten ist bei neurologischer Symptomatik oder später auftretenden Beschwerden durch die Hyperkyphosierung des Bewegungssegments eine operative Therapie indiziert. Trotz dorsoventralen Vorgehens kann es postoperativ zu einem Korrekturverlust kommen.

Nachsorge

Eine regelmäßige fachärztliche Kontrolle mit röntgenologischer Verlaufsbeurteilung sollte bis zum Abschluss der knöchernen Konsolidierung erfolgen.

Autor

Renée Fuhrmann

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