M. Freiberg-Köhler; Freiberg’sche Erkrankung
Freiberg’s infraction
Osteochondrose der Mittelfußköpfe II, III oder IV multifaktorieller Ätiologie.
Diskutiert wird neben einer vorübergehenden Durchblutungsstörung des Knochens eine repetitive mechanische Überbelastung der dorsalen Abschnitte der Mittelfußköpfe, was zu einer unterschiedlich stark ausgeprägten Osteonekrose und Deformierung führen kann. Selten können Frakturen oder Infektionen ursächlich sein.
Wenngleich die Erkrankung beim Jugendlichen (12.-15. Lebensjahr) auftritt, wird sie meist erst im Erwachsenenalter symptomatisch. Die Patienten geben eine schmerzhaft eingeschränkte Beweglichkeit sowie eine Schwellung und knöcherne Auftreibung in dem betreffenden Zehengrundgelenk an.
Eine Weichteilschwellung oder eine knöcherne Auftreibung dorsalseitig über dem Mittelfußkopf kann beobachtet werden. Meist findet sich hier auch eine lokale Druckschmerzhaftigkeit. Die Beweglichkeit im Kleinzehengrundgelenk kann unterschiedlich stark eingeschränkt sein. Röntgenologisch ist die Erkrankung erst im fortgeschrittenen Stadium bei Eintreten einer strukturellen Deformität zu erkennen. Der betreffende Mittelfußkopf stellt sich verdichtet und deutlich abgeflacht dar. Weiterhin kann es zur Ausbildung sekundärer Osteophyten und zu einem scholligen Zerfall des dorsalen Mittelfußkopfanteils kommen. In Zweifelsfällen kann im Frühstadium eine Knochenszintigraphie oder eine Kernspintomographie durchgeführt werden.
Fraktur oder Stressfraktur des Mittelfußkopfs.
Die Therapie ist primär konservativ und besteht in einer Weichbettung des Mittelfußkopfs bzw. einer Entlastung des Zehengrundgelenks. Operativ ist die ersatzlose Entfernung der nekrotischen Knochenanteile und/oder die Anhebung der noch intakten Knorpelanteile in die Belastungszone möglich.
Sportkarenz, Schonung. Selten ist im Frühstadium eine Immobilisation im Gipsverband über vier bis sechs Wochen indiziert.
Das Ausmaß der Therapie richtet sich nach den beklagten Beschwerden. Oftmals ist eine Weichbettung der Mittelfußköpfe in Kombination mit einer Sohlenversteifung und Mittelfußrolle ausreichend, um eine Entlastung und Schmerzlinderung des betreffenden Zehengrundgelenks zu erreichen.
Antiphlogistika, intraartikuläre Injektionen mit einem Kortikoidpräparat zur Reduktion der begleitenden Synovitis.
Führt die konservative Behandlung nicht zur befriedigenden Schmerzlinderung, sind operative Maßnahmen indiziert. Die Cheilektomie besteht neben einer Synovektomie des Gelenks in einer ersatzlosen Entfernung des nekrotischen Knochenbezirks und einer Glättung des zum Teil osteophytär aufgetriebenen Mittelfußkopfs. Ist der plantare Gelenkknorpel noch weitgehend intakt, kann die Gelenkfläche durch eine retrokapitale dorsale Keilentnahme in die Belastungszone geschwenkt werden (Gauthier-Operation). Eine Verkürzung des Mittelfußstrahls ist zur Reduktion des Gelenkdrucks indiziert, wenn auch der plantare Knorpelüberzug bereits degenerative Veränderungen aufweist. Der endoprothetische Ersatz bleibt Ausnahmeindikationen vorbehalten. Von einer Mittelfußkopfresektion sollte Abstand genommen werden, um keine Transfermetatarsalgie der benachbarten Strahlen zu induzieren.
Unabhängig von der Art der operativen Therapie ist nicht mit einer völligen Wiederherstellung zu rechnen, so dass eine Weichbettung der Mittelfußköpfe und gegebenenfalls auch eine Sohlenversteifung mit Mittelfußrolle erforderlich werden können.
Die Osteochondrose eines Mittelfußkopfs endet in einer Defektheilung. Eine völlige Wiederherstellung ist auch bei gutem Ausgangsbefund und operativer Therapie nicht zu erwarten.
Eine regelmäßige fachärztliche Überwachung ist postoperativ bis zum Erreichen der knöchernen Heilung empfehlenswert.
© Springer 2017 |
Powered by kb-soft |