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Kompressionsverband

Synonyme

Kompressionsstrümpfe; Stützverband; Stützstrumpf

Englischer Begriff

Pressure pack

Definition

Elastischer Kompressionsverband mit Kurzzugbinden, der durch gleichmäßigen Druck die erweiterten oberflächlichen Venen komprimiert (Reduzierung des Querschnitts); damit verbessert sich die Venenklappenfunktion, erhöht sich die Fließgeschwindigkeit des Bluts (Beschleunigung des venösen Rückstroms) und normalisiert sich die Kapillarwandfunktion. Ziel ist es, das Thrombose- und Embolierisiko zu senken, die Muskelpumpe zu unterstützen, Ödeme zurückzuführen, die Stoffwechselvorgänge im Bein günstig zu beeinflussen und die Abheilung von Ulzera zu ermöglichen.

Indikation

Der Kompressionsverband findet in der Orthopädie insbesondere nach Operationen zu Ödem- und Thromboseprophylaxe seinen Einsatz. Des Weiteren wird er bei Stauungszuständen infolge Immobilitäten (arthrogenes Stauungssyndrom, Paresen und Teilparesen der Extremität), bei Thrombophlebitis, akuter Phlebothrombose (vor Anpassung von Kompressionsstrümpfen), floridem Ulcus cruris, Venenerkrankung bei Adipositas permagna (Kompressionsstrümpfe aus anatomischen Gründen nicht möglich), massivem Lymphödem, chronischer Veneninsuffizienzen (CVI), Angiodysplasien, Varikosen oder nach Thromboembolien angewendet.

Kontraindikation

Als absolute Kontraindikation für die Anwendung des Kompressionsverbands werden fortgeschrittene periphere arterielle Verschlusskrankheit (peripherer arterieller Verschlussdruck < 70 mm Hg), dekompensierte Herzinsuffizienz, Phlegmasia coerulea dolens und Immobilisierung angesehen.

Als relative Kontraindikationen gelten schwere Sensibilitätsstörungen der Extremitäten, fortgeschrittene periphere Neuropathie (z. B. bei Diabetes mellitus), Unverträglichkeit auf Bindenmaterial und eine noch kompensierte periphere arterielle Verschlusskrankheit.

Durchführung

Der Kompressionsverband entfaltet erst in Verbindung mit aktiver Bewegung seine volle Wirksamkeit, daher ist die Mobilisierung der Patienten die wichtigste Voraussetzung. Für die Kompressionstherapie stehen Binden mit unterschiedlichem Verhalten bezüglich Kraft und entsprechender Dehnung zur Verfügung. Arbeitsdruck beschreibt den Widerstand, den der Verband der Muskulatur bei Bewegung entgegensetzt: je unnachgiebiger das Material, desto höher der Arbeitsdruck. Unter Ruhedruck versteht man die Auswirkungen des Kompressionsverbands auf das Bein im Ruhezustand: je elastischer das Material, desto höher der Ruhedruck.

Kurzzugbinden sind am besten geeignet für Kompressionsverbände, da sie mit ihrem hohen Arbeitsdruck auch krankhafte Veränderungen in tieferen Venen günstig beeinflussen. Sie passen sich gut den Veränderungen des Beinumfangs bei Abschwellung an. Der relativ geringe Ruhedruck beeinträchtigt nicht wesentlich die Mikrozirkulation in der Haut.

Zum Anlegen eines Kompressionsverbands verwendet man Binden mit eingearbeiteten elastischen Fäden, die der Binde die komprimierende Eigenschaften verleiht, so dass ein Verband einen gleichmäßigen Druck auf die Extremität ausüben kann. Bei dem Kompressionsverband der unteren Extremität unterscheidet man zwischen Unterschenkelkompressionsverband, der am Fibulaköpfchen endet, und Oberschenkelkompressionsverband, der bis ganz nach proximal gewickelt wird. Das Sprunggelenk sollte rechtwinklig positioniert sein. Beginnend an den Zehengrundgelenken wickelt man mit angepasstem Zug nach proximal, die Ferse mit umschließend. Je nach Beinumfang sollten die Binden 8–10 cm breit sein. Der Druck des Verbands sollte von distal nach proximal abnehmen. Der Verband sollte nicht schmerzhaft sein und darf weder Druckstellen noch Schnürfurchen verursachen.

Nachbehandlung

Kontrolle auf Druckstellen, Ulzera, Schnürfurchen und Durchblutung; ausreichende Mobilisierung der Patienten;. intensive Hautpflege mit feuchtigkeitsspendenden Lotionen.

Autor

Rolf Haaker, Michael Kamp

Email: r.haaker@khwe.de
http://www.khwe.de
https://www.klinik-bewertungen.de.../erfahrung-mit-st-vincenz-hospital-brakel
Prof. Dr. R. Haaker
CA der Klinik für Orthopädie,
Rheumatologie, Traumatologie
Schwerpunkte: Primär- und Wechselendoprothetik,aller großen Gelenke; Fuß-, Kinder-, Rheumaorthopädie
Sportverletzungen, Wirbelsäulenerkrankungen

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