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Parrot-Pseudoparalyse

Synonyme

Osteochondritis syphilitica

Definition

Durch Epiphysenlösung schlaff herunterhängender Arm.

Pathogenese

Syphilis connata. Bei unzureichend oder nicht behandelter Lues der Mutter kann es zur diaplazentaren Infektion des Fetus kommen. Sowohl das Fruchtwasser als auch die Plazenta sind treponemenreich. Die Syphiliserkrankung des Neugeborenen tritt nach Infektionen des Fetus ab dem fünften Schwangerschaftsmonat auf, bei früherer Infektion erfolgt der Tod des Feten im sechsten bis siebten Schwangerschaftsmonat. Der Name kommt von dem französischen Pädiater Joseph M. Parrot (1839–1883).

Symptome

Lues connata: bullöse Exantheme an Handfläche und Fußsohle (Pemphigus syphiliticus), Parrot-Furchen um den Mund, Coryza syphilitica (eitriger, blutiger Schnupfen durch Nasenschleimhautbefall), Leber- und Milzbefall, Anämie, Pneumonia alba; Osteochondritis syphilitica: Entzündung des Knochens und Knorpels. Wegen der starken Durchblutung der Epiphysenfuge wird diese bevorzugt infiziert, in der Folge kommt es zu Knochen- und Knorpelbildungsstörungen, welche zur Epiphysenlösung (Abtrennung der Epiphyse) führen können. Neben der Epiphyse ist im Rahmen der Syphiliserkrankung häufig auch das Periost der Diaphysen betroffen. Durch Gummenbildung kommt es zu einer ossifizierenden Periostreaktion (Periostitis syphilitica). Die Osteochondritis wird klinisch meist innerhalb der ersten drei Lebenswochen, selten nach dem dritten Lebensmonat manifest.

Diagnostik

Mikroskopischer Direktnachweis von Treponema pallidum; Serologie: TPHA-Test wird ca. drei Wochen nach Infektion reaktiv; FTA-ABS-Test wird zwei Wochen nach Infektion reaktiv; Beurteilung der Behandlungsnotwendigkeit: VDRL-Test (Veneral Disease Research Laboratories, USA) wird positiv ab fünfter Woche; Kardiolipin-Komplementbindungsreaktion; IgM-FTA-ABS-Test zum Nachweis treponemenspezifischer IgM-Antikörper.

Untersuchung muss aus Venenblut des Kindes erfolgen, nicht aus dem Nabelschnurblut.

Therapie

Medikamentöse Therapie

Antibiotikatherapie mit Penicillin, bei angeborener Lues kein ausreichender Schutz durch Benzylpenicillin-Benzathin, zwei bis vier Wochen intravenöse Gabe von Penicillin.

Bewertung

Cave: Jarisch-Herxheimer-Reaktion, Ausheilung möglich, Spätstadien gehen häufig mit Fehlwachstum der Extremitäten einher.

Nachsorge

Serologische Kontrolle (VDRL-Test) zur Bestimmung der Therapienotwendigkeit.

Autor

Iris Reuter

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