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Zehengang

Englischer Begriff

Toe walking; Equinus gait

Definition

Gehen unter Anheben der Ferse und unter alleiniger Belastung von Ballen und Zehen. Dabei werden die Plantarflektoren im Sprunggelenk aktiviert. Anwendung als Untersuchungsmethode bei neurologisch und koordinativer Untersuchung. Zehengang bei Kindern ist assoziiert mit neuromuskulären Störungen, häufig auch passager bei normal entwickelten Kindern.

Beschreibung

Zur Überprüfung einer Parese der Fußsenker (Gastroknemius, Soleus) wird eine Überprüfung des Zehengangs durchgeführt. Beginnende Paresen empfindet der Patient als Gangunsicherheit. Ursächlich kommt überwiegend eine Wurzelkompression im Segment L5/S1 in Betracht.

Bei Kindern im Lauflernalter stellt der Zehengang ein fakultatives Durchgangsstadium dar in der Entwicklung zu einem normalen Gangbild. Es tritt besonders im Stadium des Gehens mit Anhalten auf und korreliert nicht mit sonstigen Auffälligkeiten. Phase des Zehengangs sind bei 12–44 % der Kinder beschrieben. Für das Persistieren des Zehengangs sind mehrere Faktoren in Betracht zu ziehen. Besonders der zerebralparetische Zehengang bedarf einer weiteren Observation und Abklärung. Der neurogene Spitzfuß ist häufig bei Kindern mit Zerebralparese, Muskeldystrophie und inkomplett behandeltem Klumpfuß. Die Therapie erfordert im Normalfall Verlängerung der Achillessehne und dorsale Kapsulotomie des Sprunggelenks. Heilgymnastische Maßnahmen, Schienen und Schuhversorgung, Einlagenversorgung sind bei Persistenz indiziert.

Idiopathischer Zehengang: Persistierender Zehengang bei Kindern im Lauflernalter ist selten und meist verbunden mit einer Kontraktur des M. gastrocnemius (siehe Abb. 1 und Abb. 2) und des M. soleus. Der Zehengang kann in drei unterschiedliche klinische Kategorien eingeteilt werden (siehe Tabelle 1).


Tabelle 1.

Kategorie

Diagnose

kongenital

Klumpfuß

idiopathisch

Gastroknemiuskontrakur

akzessorischer M. soleus

generalisierte Kontraktur des M. triceps

myogen

Muskeldystrophie

funktionell

hysterischer Zehengang

(aus Steheli LT (1992) Fundamentals of Pediatric Orthopedics. Raven Press)



Abb. 1.
Das Mädchen hat eine Kontraktur des Gastroknemius, die einen Zehengang verursacht (aus Steheli LT (1992) Fundamentals of Pediatric Orthopedics. Raven Press).


Abb. 2.
Nur der vordere Teil der Schuhsohle ist teilweise abgenutzt (die Stelle ist im Bild durch Pfeile markiert). Dies ist ein Zeichen für einen Zehengang aufgrund einer Kontraktur des Gastroknemius (aus Steheli LT (1992) Fundamentals of Pediatric Orthopedics. Raven Press).

Autor

Karl-Heinz Kristen

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