Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Os naviculare, Luxation

Synonyme

Chopart-Luxation

Englischer Begriff

Dislocation through Chopart joint

Definition

Schwere Verletzung der Fußwurzel mit Luxationsfraktur des Os naviculare oder kompletter Luxation des Os naviculare im Rahmen einer Chopart-Luxation.

Pathogenese

Die Verletzungen erfordern eine große Gewalteinwirkung und sind deshalb meist Folge von Verkehrsunfällen, Stürzen aus großer Höhe oder der Einwirkung rotierender Maschinen. Das Verletzungsmuster kann neben der talonavikularen Luxation, die oft von einer Fraktur des Os naviculare begleitet ist, mit unterschiedlichen Frakturen der lateralen Fußsäule (Kalkaneusfraktur, Kuboidfraktur) kombiniert sein.

Symptome

Es besteht eine sofortige Belastungsinsuffizienz des Fußes mit äußerlich erkennbarer Störung der Fußwurzelkonfiguration.

Diagnostik

Die typische Subluxation oder Luxation der Fußwurzel ist jedoch bei der rasch zunehmenden Schwellung nicht immer sicher zu diagnostizieren. Röntgenologisch ist eine komplette Chopart-Luxation durch Ergänzung von schrägen Projektionsebenen gut zu erkennen. Subluxationen oder eingestauchte Frakturen sind oft nur schwierig zu erkennen und erfordern die Durchführung einer Computertomographie.

Differenzialdiagnose

Zu unterscheiden sind die verschiedenen Formen der Chopart-Luxation (transkalkanear, transkuboidal und selten transtalar).

Therapie

Therapeutisch steht die schnellstmögliche Reposition der Luxation und Stabilisation der Frakturen im Vordergrund. Verspätet diagnostizierte Verletzungen führen meist zu einer erheblichen strukturellen Störung der Fußwurzel und sind nur über Arthrodesen einzelner Fußwurzelgelenke zu korrigieren.

Akuttherapie

Operative Reposition, Ruhigstellung des Fußes, Antiphlogistika und Kryotherapie.

Konservative/symptomatische Therapie

Da eine Luxation des Os naviculare im Chopart-Gelenk nur eine Komponente der komplexen Fußwurzelverletzung ist und meist zusätzliche Frakturen vorliegen, besteht in der Regel eine absolute Operationsindikation.

Medikamentöse Therapie

Begleitende Applikation von Antiphlogistika.

Operative Therapie

Frühestmöglich ist die operative Reposition herbeizuführen, die meist offen durchgeführt werden muss, da interponierte Weichteile und Fragmente die anatomiegerechte Reposition verhindern. Die zerrissenen Ligamente werden bei der offenen Reposition readaptiert bzw. knöchern reinseriert. Die Retention kann über Kirschner-Drähte oder einen Fixateur externe erfolgen. Sekundär sind oft Osteosynthesen in Kombination mit einem Aufbau der komprimierten spongiösen Knochenstrukturen erforderlich.

Dauertherapie

Verbleibt eine Störung der Fußkonfiguration, so ist die Bettung und Unterstützung des Fußes mithilfe eines orthopädischen Schuhwerks erforderlich.

Bewertung

Bei frühzeitiger Reposition und Stabilisation kann es in wenigen Fällen zur nahezu folgenlosen Ausheilung einer Chopart-Luxation kommen. Begleitende Frakturen mit Kompression der kalkaneokuboidalen Gelenkfläche oder Frakturen des Os naviculare sind ungünstige prognostische Faktoren. Trotz weiterer rekonstruktiver Maßnahmen ist eine Fußwurzelarthrodese oft nicht zu umgehen.

Nachsorge

Die Verletzung muss bis zur Ausheilung in regelmäßigen Abständen fachärztlich kontrolliert werden. Meist ist die Versorgung mit individuell angepasstem orthopädischen Schuhwerk erforderlich.

Autor

Renée Fuhrmann