Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Epicondylitis humeri lateralis (oder radialis)

Synonyme

Epicondylopathia humeri radialis; Tennisellenbogen

Englischer Begriff

Tennis elbow; Lateral epicondylitis

Definition

Schmerzhafter Sehnenansatz am radialen Epicondylus humeri.

Pathogenese

Funktionelle Überbeanspruchung der Sehnen der Hand- und Fingerextensoren (meistens M. extensor carpi radialis) durch berufliche oder sportliche Belastung mit degenerativen Veränderungen der Sehnenansätze (intratendinöse Nekrosen).

Symptome

Lokale Schmerzen auf der Außenseite des Ellenbogens (insbesondere beim Faustschluss), Unfähigkeit fest zuzugreifen, gelegentlich (schmerzreflektorische) Streckhemmung.

Diagnostik

Klinisch: lokaler Druckschmerz an den Sehnenansätzen am Epicondylus humeri lateralis, häufig Verhärtung und Hypertonus der Hand- und Fingerextensoren, Dehnungsschmerz bei Hand- und Fingerflexion (Thomsen-Test), positiver Chair-Test (Heben eines Stuhls bei proniertem Unterarm); Röntgen: selten Traktionsosteophyten.

Differenzialdiagnose

Synovitis des Ellenbogengelenks, Plica synovialis, Blockierung oder Knorpelschaden des Radiusköpfchens, freie Körper, Supinatorsyndrom.

Therapie

Konservativ, in Ausnahmefällen operativ.

Akuttherapie

Vermeidung der spezifischen Belastung, medikamentöse Schmerztherapie, Kälteanwendung.

Konservative/symptomatische Therapie

Krankengymnastik, insbesondere Dehnungstherapie der Hand- und Fingerextensoren, Querfriktion, Eisanwendung, gegebenenfalls Wärme, Elektrotherapie inklusive Ultraschall, lokale Kortisoninfiltrationen, gegebenenfalls Gipsruhigstellung (Einschluss von Hand und Fingern zur Vermeidung der Extensionsbelastung, Ellenbogen sollte nicht ruhiggestellt werden – Vermeidung von Immobilisationsschäden, lokale Behandlung trotz Gips möglich!), Epikondylitisbandage. Erfolge der Stoßwellentherapie werden berichtet. Die Gesamtdauer der Rehabilitation beträgt etwa vier Monate.

Medikamentöse Therapie

Analgetika, Antiphlogistika, gegebenenfalls lokale Kortisoninfiltration.

Operative Therapie

Eine operative Therapie ist bei Ausschöpfung der konservativen Möglichkeiten und entsprechender Geduld nur selten notwendig. Die verbreitetste Operationstechnik ist die Sehneneinkerbung nach Hohmann, die in Kombination mit der Denervation nach Wilhelm durchgeführt wird. Seltener erfolgt die lokale Exzision von pathologischem angiofibroblastischem Sehnengewebe nach Nirschl. Die Rehabilitationsphase nach operativer Behandlung umfasst bis zu einem halben Jahr.

Dauertherapie

Erhaltung der Dehnfähigkeit der Hand- und Fingerextensoren.

Bewertung

Konservative Behandlung in der Regel erfolgreich bei intensiver Therapie außerhalb der Regelversorgung und entsprechender Geduld aller Beteiligten. In Ausnahmefällen operative Therapie erforderlich mit ebenfalls langandauernder Rehabilitationsphase.

Nachsorge

s. o.

Autor

Casper Grim