Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Kuner-Plastik

Synonyme

Periostzügelplastik; PZP der lateralen fibulotarsalen Bänder des Sprunggelenks

Englischer Begriff

Kuner’s procedure for lateral ankle instability

Definition

Anatomische Augmentation oder Rekonstruktion des Lig. talofibulare anterius und des Lig. calcaneofibulare mithilfe gestielter Periostzügel von der Fibula.

Indikation

Chronische Instabilität des lateralen Sprunggelenks. Als Augmentation bei lokal suffizientem Restgewebe oder als Rekonstruktion bei fehlendem ligamentären Restgewebe.

Durchführung

Zur Augmentation oder Rekonstruktion der lateralen fibulotarsalen Bänder werden distal gestielte Perioststreifen, 2 × ca. 5–7 cm × 5–8 mm, von der lateralen Fibula entnommen und umgeschlagen. Die Periostzügel bleiben an der ventralen, distalen Fibula im Bereich des gemeinsamen Ursprungs der Bänder verankert und werden zusätzlich dort mit Nähten transossär an der Fibula fixiert, um einem weiteren Lösen des Periosts vorzubeugen. Einziehen der Perioststreifen durch vorgelegte 3,5-mm- oder 4,5-mm-Bohrkanäle an den anatomischen Insertionen der Bänder am Talus und Kalkaneus. Fixiert wird die Konstruktion durch Vernähen der Zügel mit sich selbst und/oder Einbolzen von Knochenspänen in den jeweiligen Bohrkanal und/oder durch eine Schraube mit Weichteilunterlegscheibe. Vernähen der Plastik mit den vernarbten ligamentären Resten, wenn vorhanden, schichtweiser Wundverschluss.

Der Autor legt Wert auf die anatomische Ausrichtung der Plastik, besonders des Lig. calcaneofibulare am Kalkaneus. Die Insertion muss dorsomedial der Fibulaspitze liegen und damit soll die Plastik in Neutralstellung des Fußes senkrecht zum unteren Sprunggelenk verlaufen. Es wird darauf hingewiesen, dass das Periost im Lauf der neuen Beanspruchung in strukturiertes Fasergewebe umgewandelt wird, was durch Biopsien nachgewiesen wurde. Damit wird der Ansicht begegnet, dass Periost keine bedeutende Reißfestigkeit besitzt und dadurch als Rekonstruktionsmaterial von Bandstrukturen ungeeignet ist. Die Ansicht besteht aufgrund der histologischen Beschaffenheit des Periosts, welches aus nicht-geordneten kollagenen Fasern mit einem Gefäßsystem zur Ernährung des Knochens besteht.

Resultate des Autors und anderer Kliniken bestätigen vorrangig gute und sehr gute klinische Ergebnisse im Verlauf.

Nachbehandlung

Der Autor empfiehlt einen Gehgips für sechs Wochen postoperativ. Die ersten drei Wochen keine Belastung, dann Übergang zur Vollbelastung innerhalb der anschließenden drei Wochen. Daraufhin folgt die übliche Physiotherapie mit Stärkung der Koordination, Propriozeption und Muskelkraft.

Autor

Geert I. Pagenstert