Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Stützverband

Synonyme

Kompressionsverband; Stützstrumpf; Tape-Verband

Englischer Begriff

Supporting brace

Definition

Verbände aus Geweben unterschiedlicher Elastizität und Festigkeit, die Gelenke, Bänder, Sehnen und Muskeln stabilisieren, ohne sie vollständig zu immobilisieren.

Indikation

Funktionelle Behandlung von stabilen Frakturen oder Fissuren (z. B. Fibulaschaftfrakturen), Distorsionen, Kontusionen oder Muskelfaserrissen. Rehabilitationsphase nach konservativer Frakturbehandlung (Gips) oder nach Osteosynthese. Entzündliche Erkrankungen oder Überlastungsreaktionen des Bewegungsapparats wie Paratendinitis oder Insertionstendopathien. Thrombophlebitis, florides Ulcus cruris, postthrombotisches Syndrom.

Kontraindikation

Schwere periphere arterielle Verschlusskrankheit (peripherer arterieller Verschlussdruck < 70 mm Hg), Sensibilitätsstörungen (Druckstellen werden nicht bemerkt), instabile Frakturen.

Durchführung

Der Stützverband entfaltet erst in Verbindung mit aktiver Bewegung seine volle Wirksamkeit; daher ist die Mobilisierung der Patienten die wichtigste Voraussetzung. Je nach Indikation wird die Funktion nur gering oder weitgehend eingeschränkt. Der Vorteil einer auch nur teilweise erhaltenen Funktion besteht darin, Immobilitätsschäden zu vermeiden und die Heilung direkt zu fördern. Als Material stehen elastische Binden, elastische und feste Pflasterbinden sowie Zinkleimbinden zur Verfügung. In der Regel werden die Gelenke in Funktionsstellung stabilisiert. Der Patient sollte das Gelenk aktiv in der vorgesehenen Stellung halten. Eine Polsterung ist nur an knöchernen Vorsprüngen mit geringer Weichteildeckung erforderlich. Pflasterbinden werden direkt auf die Haut aufgelegt. Der Andruck sollte von distal nach proximal nachlassen. Strangulierende Schnürfurchen sind zu vermeiden. Unelastische Streifen dürfen niemals fortlaufend zirkulär gewickelt werden (Gefahr der Strangulation). Nach einer Tour müssen die Streifen durchtrennt und neu angesetzt werden (Zinkleimverband, unelastische Pflasterbinden). Die Wechselintervalle sind abhängig von der Belastbarkeit der Haut (Schweißneigung, Hautatrophien) und vom korrekten Sitz des Verbands. Beispiel für einen Verband mit elastischer Binde: Schanz-Krawatte (Wechsel von Wattetouren und elastischer Binde; vom Kinn bis zur Schulter reichend zur Stabilisierung der Halswirbelsäule). Durch die Kombination von festen und elastischen Pflasterbinden lassen sich funktionelle Verbände einfach und individuell herstellen mit vielseitiger Funktion: gezielter Schutz gefährdeter Strukturen, Kompression und Verbesserung der Propriozeption bei erhaltener Beweglichkeit. Die festen Binden werden als Zügelstreifen verwendet und verlaufen parallel zu der zu schützenden Struktur. Sie verhindern Extrembewegungen und neutralisieren unerwünschte Krafteinwirkungen. Fixiert werden die Zügel mit zirkulären Touren elastischer Pflasterbinden. Häufige Anwendungen: Handgelenkverband, Knieverband, Sprunggelenkverband.

Steht die Abschwellung im Vordergrund, sind Zinkleimverbände am besten geeignet. Sie ergeben in angelegtem Zustand halbstarre Verbände mit einem hohen Arbeitsdruck (Widerstand gegen aktive Muskulatur) und einem geringen Ruhedruck (keine Beeinträchtigung der Mikrozirkulation der Haut). Damit wirken sie rasch entstauend und sind deshalb vor allem in der akuten Phase zur raschen Ödemausschwemmung indiziert. Es stehen aber auch Kurzzugbinden zur Verfügung, die nach gleichem Prinzip wirken.

Nachbehandlung

Kontrolle auf Druckstellen, Schnürfurchen, Passform, Hautläsionen.

Autor

Rolf Haaker, Michael Kamp

Email: r.haaker@khwe.de
http://www.khwe.de
https://www.klinik-bewertungen.de.../erfahrung-mit-st-vincenz-hospital-brakel
Prof. Dr. R. Haaker
CA der Klinik für Orthopädie,
Rheumatologie, Traumatologie
Schwerpunkte: Primär- und Wechselendoprothetik,aller großen Gelenke; Fuß-, Kinder-, Rheumaorthopädie
Sportverletzungen, Wirbelsäulenerkrankungen