Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Pes transversoplanus

Synonyme

Spreizfuß

Englischer Begriff

Splayfoot

Definition

Krankhaft vermehrtes Auseinanderweichen der randständigen Mittelfußknochen mit Verbreiterung des Vorfußes und konsekutiver Ausbildung charakteristischer Zehendeformitäten.

Pathogenese

Ursächlich für den Pes transversoplanus ist ein Missverhältnis zwischen der arthrogen-ligamentären bzw. muskulären Stabilisation des Vorfußes in den Tarsometatarsalgelenken und der bei Belastung einwirkenden Kräfte. Neben einer konstitutionellen Disposition können Faktoren wie Übergewicht, Schuhwerk mit hohen Absätzen oder hormonelle Dysregulation die Ausbildung eines Spreizfußes begünstigen.

Symptome

Die Patienten beklagen Druckbeschwerden über den prominenten Mittelfußköpfen des ersten und fünften Strahls. Diese sind oft von einem geröteten Hautareal überzogen und zusätzlich durch eine Bursa aufgetrieben. Die begleitende Hallux-valgus-Fehlstellung kann durch einen Zehenkonflikt mit den benachbarten Kleinzehen symptomatisch werden. Ebenso kann eine Metatarsalgie, die auf die Überbelastung der zentralen Mittelfußstrahlen oder die begleitenden Kleinzehendeformitäten zurückzuführen ist, beschwerdeführend sein.

Diagnostik

Der Pes transversoplanus imponiert durch eine dreieckige Fußkonfiguration mit Verbreiterung in Höhe der Mittelfußköpfe. Der erste und fünfte Mittelfußkopf sind vermehrt prominent. Während dies medial der so genannten Pseudoexostose bei Hallux-valgus-Deformität entspricht, ist der prominente fünfte Mittelfußkopf unter der Bezeichnung „Bunionette-Deformität“ oder „Tailor’s bunion“ bekannt. Die fünfte Zehe weist oft eine varische Fehlstellung auf. Bedingt durch die relative Instabilität der Randstrahlen werden die zentralen Mittelfußköpfe vermehrt belastet, was sich in einer vermehrten plantaren Beschwielung oder Zehendeformitäten (Krallenzehe, Klauenzehe) äußern kann. Eine Absenkung der Querwölbung liegt nicht vor, da es distal des Lisfranc-Gelenks am belasteten Fuß auch physiologischerweise kein Gewölbe gibt.

Röntgenologisch kann der Spreizfuß anhand einer Aufsichtsaufnahme unter Belastung durch Bestimmung des ersten und vierten intermetatarsalen Winkels (Normalwerte 9° bzw. 8°) quantifiziert werden.

Therapie

Die Therapie des Pes transversoplanus orientiert sich neben dem klinischen Befund an der Lokalisation der Beschwerden und dem körperlichen Anspruch. Prinzipiell sind konservative Maßnahmen (Schuheinlagen, orthopädisches Schuhwerk) geeignet, den Fuß ausreichend zu betten, so dass sich die Beschwerden deutlich reduzieren lassen. Eine kausale Behandlung ist hingegen nur durch operative Korrekturmaßnahmen zu erreichen.

Konservative/symptomatische Therapie

Konservative Maßnahmen zur Behandlung des symptomatischen Pes transversoplanus bestehen vorrangig in einer adäquaten Bettung des Fußes. Eine Weichbettung der Mittelfußköpfe in Kombination mit einer Marquardt-Schmetterlingsrolle ist bei Vorliegen von Metatarsalgien hilfreich. Stehen die Druckbeschwerden über den prominenten Mittelfußköpfen der Randstrahlen im Vordergrund, muss orthopädisches Schuhwerk angefertigt werden, das zur Druckentlastung eine ausreichende Vorfußbreite aufweist.

Operative Therapie

Die operative Therapie besteht in einer Stabilisierung und Rezentrierung des ersten und fünften Mittelfußstrahls. Der erste und der vierte intermetatarsale Winkel können durch geeignete Korrekturosteotomien so verändert werden, dass die Lastaufnahme der Randstrahlen wieder gewährleistet und der Vorfuß verschmälert wird. Parallel dazu sind geeignete Weichteilmaßnahmen erforderlich, um die Zehendeformität zu korrigieren. Steht die Instabilität im ersten Tarsometatarsalgelenk im Vordergrund, sollte die Korrektur des Spreizfußes mit einer Arthrodese in diesem Gelenk kombiniert werden. Therapieresistente Metatarsalgien, die auf eine Kleinzehendeformität, meist Klauenzehen, zurückgeführt werden können, werden durch geeignete Weichteilmaßnahmen und gegebenenfalls auch knöcherne Korrekturen (z. B. metatarsale Verkürzungsosteotomie) behoben.

Dauertherapie

Bei fortgeschrittenen Pes-transversoplanus-Deformitäten ist trotz der angegebenen operativen Maßnahmen oft keine völlige Beschwerdefreiheit zu erreichen, so dass Einlagen zur Weichbettung der zentralen Mittelfußköpfe oft erforderlich sind.

Bewertung

Der Pes transversoplanus ist sowohl schuhtechnisch als auch operativ gut zu behandeln. Das Ziel der operativen Maßnahmen ist, abgesehen von einer kosmetischen Verschmälerung des Vorfußes, die Wiederherstellung der Lastaufnahme durch die randständigen Mittelfußstrahlen und damit die weitgehende Wiederherstellung der physiologischen Funktion des Fußes.

Nachsorge

Der Pes transversoplanus sollte fachärztlich hinsichtlich seiner Entwicklung kontrolliert werden. Dies bezieht sich sowohl auf die Verordnung und Kontrolle von Einlagen, orthopädischen Schuhzurichtungen oder Maßschuhe als auch auf die Beratung hinsichtlich der zur Verfügung stehenden operativen Korrekturmaßnahmen.

Autor

Renée Fuhrmann