Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Morbus Crohn

Synonyme

Enteritis regionalis Crohn; Ileitis terminalis; Enterocilitis regionalis

Englischer Begriff

Crohn’s disease; Regional enteritis

Definition

Schubweise verlaufende, chronisch-entzündliche Erkrankung, die alle Abschnitte des Darms vom Mund bis zum Anus befallen kann. 50 % der Fälle betreffen Ileum und Kolon. 25 % der Fälle betreffen isoliert Dünndarm und Dickdarm. 1–4 % der Fälle betreffen Ösophagus und Magen. Der Morbus Crohn zeigt so genannte skip lesions, aphthöse Veränderungen, fissurale Ulzera, ödematös aufgequollene Schleimhautinseln (so genanntes Pflastersteinrelief). Alle Schichten der Darmwand sind betroffen. Typisch für den Morbus Crohn ist die Neigung zu Fisteln (in 35 % der Fälle). Nach ca. zehn Jahren Erkrankungszeit steigt das Karzinomrisiko.

Männer und Frauen sind gleich häufig betroffen. Familiäre Häufung tritt auf. Alle Altersgruppen können betroffen sein. Am häufigsten tritt der Morbus Crohn zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr in Erscheinung. Menschen jüdischer Herkunft haben ein erhöhtes Risiko, an Morbus Crohn zu erkranken, Afroamerikaner haben ein geringeres Risiko, an Morbus Crohn zu erkranken.

Der Morbus Crohn ist benannt nach Burill Bernhard Crohn 1884–1956; Arzt in New York; Erstbeschreibung 1932.

Pathogenese

Die Ätiologie ist unklar. Es liegt eine krankhaft gesteigerte Immunreaktion gegen die Darmflora in einem vermutlich genetisch prädisponierten Wirt vor.

Symptome

Klinisch zeigen sich in 90 % der Fälle rechtsseitige Bauchschmerzen und meist nicht-blutige Durchfälle. Rektale Blutungen treten auf, bei 60–75 % der Patienten findet sich Gewichtsverlust, in 33–70 % der Fälle Fieber, in 15 % perianale Abszesse und Fisteln und in 25–30 % der Fälle eine Subileussymptomatik. Die persistierenden Blutungen können zu Anämien führen. Kinder mit Morbus Crohn können Entwicklungsverzögerungen und verringertes Wachstum erleiden. Die klinische Ausprägung der Beschwerden variiert häufig.

Diagnostik

Ultraschall, Endoskopie und Doppelkontrastdarstellung des Dünndarms sichern nach Klinik und Labor die Diagnose.

Differenzialdiagnose

Differentialdiagnostisch ist der Morbus Crohn abzugrenzen zur Colitis ulcerosa, Tuberkulose, Appendizitis und anderen Enteritiden.

Therapie

Therapeutisch werden Kortikoide, Immunsuppressiva, Sulfasalazine, Metronidazol und andere Medikamente eingesetzt.

Akuttherapie

Variabel in Anhängigkeit von den klinischen Symptomen.

Konservative/symptomatische Therapie

Meist antiinflammatorisch oder immunsupressiv.

Medikamentöse Therapie

Meist antiinflammatorisch oder immunsupressiv.

Operative Therapie

Nur bei dringendem Bedarf, z. B. bei Ileussymptomatik oder Karzinomen.

Dauertherapie

Meist antiinflammatorisch oder immunsupressiv, in Notfällen operativ.

Nachsorge

Regelmäßig zwingend erforderlich wegen der Rezidiv- und Karzinomgefahr.

Autor

Johannes Mortier