Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Wirbelsäule, Frakturen

Synonyme

Bruch

Englischer Begriff

Fracture

Definition

Verletzung einer oder mehrerer Säulen eines Bewegungssegmentes unter Umständen mit Bildung von Fragmenten (Bruchstücken).

Pathogenese

Neben dem axialen Stauchungstrauma führen häufig ein Hyperextensions- bzw. Hyperflexionstrauma zu Frakturen im Bereich der Wirbelsäule. Betroffen sind vor allem die Übergangsregionen der unterschiedlichen Krümmungen, insbesondere der thorakolumbale Übergang. Auch inadäquate Traumata können bei vorgeschädigtem Knochengewebe (wie z. B. bei einer manifesten Osteoporose oder bei Tumoren im Bereich der Wirbelsäule) zu Frakturen führen. Zur Klassifikation der einzelnen Frakturen ist die Klassifikation nach Magerl als Goldstandard zu sehen. Diese gilt jedoch lediglich für die Rumpfwirbelsäule.

Im Bereich der oberen Halswirbelsäule sowie an den Kopfgelenken haben sich spezifische Einzelklassifikationen für bestimmte Frakturtypen etabliert. So wird die Berstungsfraktur des Atlas nach Jefferson in drei Subtypen unterteilt. Die Fraktur des zweiten Halswirbelkörpers wird je nach Lokalisation unterschiedlich klassifiziert. Die Einteilung der Densfrakturen erfolgt nach einer Klassifikation von Anderson und D‘Alonso je nach anatomischem Frakturverlauf. Die traumatische Spondylolyse des Axis – auch Hangman-fracture genannt – wird nach Effendi bzw. Josten genauer unterteilt. Die weiterhin möglichen Wirbelkörperfrakturen im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule werden nach dem Verletzungsmechanismus in Typ A (Kompressionsfraktur), Typ B (Distraktionsverletzung) und Typ C (Rotationsverletzung) typisiert. Zudem werden diese drei Typen in jeweils drei Gruppen mit Subtypen untergliedert. Mit zunehmender numerischer Graduierung nimmt auch der Instabilitäts- und Schweregrad der Verletzung zu (z. B. A 3.1.1 inkomplette Berstungsfraktur des Wirbelkörpers mit Hinterkantenfragment).

Symptome

Prinzipiell können die Symptome einer Fraktur im Bereich der Wirbelsäule sehr unterschiedlich geartet sein. Diese reichen von reinen Lumbalgien bzw. Dorsalgien oder Cervikalgien bis hin zu neurologischen Ausfällen aufgrund von Verlegungen des Spinalkanals durch Frakturfragmente. Bei Pathologien im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule kann dies bis zur Querschnittsymptomatik führen.

Diagnostik

Nativröntgen sowie Kernspintomographie und auch Computertomographie vor allem im Bereich der Halswirbelsäule oder zur Beurteilung der genaueren Frakturausdehnung in den anderen Wirbelsäulenbereichen sind zielführend. Zu beachten sind zudem Kombinationsverletzungen bei Hochrasanztraumen in unterschiedlichen Wirbelsäulenabschnitten (Etagendiagnostik).

Therapie

Die Therapie reicht von der Ruhigstellung in speziellen Orthesen bis hin zur operativen Rekonstruktion und Stabilisierung. Im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule kommen bei osteoporotisch bedingten einfachen Wirbelkörperkompressionsfrakturen auch die Verteroplastie bzw. die Kyphoplastie zum Einsatz.

Autor

René Hartensuer