Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Amputation, spezielle, untere Extremitäten, Oberschenkel

Englischer Begriff

Transfemoral amputation

Definition

Amputation in Höhe des Oberschenkels; man unterscheidet kurze, mittellange und lange Oberschenkelstümpfe sowie transkondyläre Stümpfe.

Indikation

In der Regel periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, teilweise Tumore, Traumata, Infektionen; selten andere Ursachen.

Kontraindikation

Bei Möglichkeit einer periphereren Amputationshöhe.

Durchführung

Selbst lange Oberschenkelstümpfe sind Knieexartikulationen stark unterlegen. Dies resultiert insbesondere durch ein entstehendes Muskelungleichgewicht. Dieses ist um so größer, je kürzer der Stumpf ist, da die Abduktoren und Beuger dann durch ihre Insertionen verlierenden Adduktoren und Streckern überwiegen. Besondere Bedeutung kommt dem M. adductor magnus zu; durch andere Gefäß- und Nervenversorgung (N. obturatorius, A. obturatoria) ist dieser gegebenenfalls auch noch länger zu erhalten.

Rückenlage des Patienten, in der Regel fischmaulartiger Hautschnitt proximal und dorsal mit längeren Schnittkanten, Präparieren der Quadrizepsmuskultur unter Blutstillung bis auf Knochenhöhe, Umfahren des Femurs mit Hohmann-Haken, unter Kühlung Abtrennen mit einem geraden Knochenschnitt, anschließend Vervollständigen der Amputation mit dem Amputationsmesser im dorsalen Lappen, schnelle Blutstillung, Aufsuchen von N. femoralis und N. ischiadicus, die proximal gekürzt werden. Abrunden der Knochenkanten, wenn möglich Myoplastik der Beuger an die Strecker, gegebenenfalls Myodese knöchern am Stumpfende, oder wenn möglich Adduktorenplastik des M. adductor magnus an den lateralen distalen Femuranteil nach Gottschalk zur Erhaltung des Muskelgleichgewichtes, spannungsfreie Hautnaht.

Nachbehandlung

Lagerung in Streckung, Kontrakturvermeidung, bei Myoplastiken bzw. Myodesen möglichst drei Wochen keine Übungen gegen Widerstand, vorsichtige aktive Stumpfbewegungen sind möglich. Nach sicherer Wundheilung entstauende Therapie entweder durch Wickeln oder beispielsweise durch hydropneumatische Prothesen, frühzeitige Mobilisation; Prothesenversorgung.

Autor

Bernhard Greitemann

FA Orthopädie, Physikalische und rehabilitative Medizin, Chefarzt und Ärztlicher Direktor Klinik Münsterland am Reha-Klinkum Bad Rothenfelde der DRV
Vorsitzender Vereinigung Techn. Orthopädie der DGOU und DGOOC
Vorsitzender Beratungsausschuss der DGOOC für das Orthopädieschuhtechnikhandwerk