Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Spinalnervenirritation

Synonyme

Wurzelreizsyndrom

Definition

Durch mechanische oder biochemische Reizung entstandene Störung des Spinalnervs oder der Spinalnervenwurzel, wodurch es im Versorgungsgebiet des betroffenen Spinalnervs zu ausstrahlenden Schmerzen, Hypästhesien und Paresen kommen kann.

Pathogenese

Eine Vielzahl degenerativer und anderer raumfordernder Prozesse kann Druck auf den Spinalnerven bzw. die Spinalnervenwurzel ausüben. Am häufigsten ist ein Vorfall von Bandscheibengewebe die Ursache für die mechanische Beeinträchtigung, aber auch eine hypertrophe Facettengelenkarthrose im Rahmen einer Osteochondrose, Tumoren oder Abszesse können den Spinalnerven einengen. Es ist zudem gezeigt worden, dass aus dem Bandscheibengewebe und insbesondere aus dem prolabierten Nucleus pulposus Stoffe freigesetzt werden, die eine biochemische Reizung und letztlich Entzündungsreaktionen des Spinalnervs hervorrufen können. Auch Infektionen, insbesondere durch virale Erreger wie das Herpes-zoster-Virus, können eine Entzündung und damit eine Irritation eines Spinalnervs hervorrufen.

Symptome

Kardinalsymptom bei der Spinalnervenirritation ist der ausstrahlende Schmerz, aufgrund der Lokalisation im Ausbreitungsgebiet einer Nervenwurzel auch „radikulärer“ Schmerz (lat. radix: Wurzel) genannt. Bei Spinalnervenirritation einer lumbalen Nervenwurzel kommt es zur Ischialgie, bei Befall einer zervikalen Wurzel zur Brachialgie. Neben dem Schmerz können auch neurologische Ausfallserscheinungen wie Hypästhesien, Parästhesien, Paresen und Reflexdifferenzen vorkommen.

Diagnostik

Neben der Untersuchung der Wirbelsäule wird eine neurologische Untersuchung der Extremitäten durchgeführt, um neurologische Ausfallserscheinungen aufzudecken. Das Nativröntgenbild des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts kann degenerative Veränderungen wie die Osteochondrose mit Verschmälerung des Bandscheibenzwischenraums, entzündliche Veränderungen wie die Spondylodiszitis oder Osteolysen, und andere neoplastische Veränderungen sichtbar machen. In der Regel wird bei der Diagnostik der Spinalnervenirritation eine Kernspintomographie durchgeführt, um die Art und das Ausmaß der Einengung der Nervenwurzel erkennen zu können. Bei Verdacht auf eine infektiöse oder neoplastische Pathogenese sind Laboruntersuchungen indiziert.

Differenzialdiagnose

Aufgrund der geschilderten Pathogenese kommt eine Vielzahl degenerativer, infektiöser und neoplastischer Erkrankungen als Differentialdiagnose in Frage. Andere Differentialdiagnosen dürfen neben der mit Abstand häufigsten Ursache der Spinalnervenirritation, des Bandscheibenvorfalls, nicht vergessen werden (siehe oben).

Therapie

Autor

Nils Hailer