Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie |
Os-metacarpale-I-Basis-Fraktur
Rolando’s fracture
T-förmige bis Y-förmige Fraktur der Basis des Os metacarpale I mit Gelenkbeteiligung.
Sturz auf die Hand.
Die Patienten klagen über starke Schmerzen mit Projektion auf das Daumensattelgelenk und eine aufgehobene Beweglichkeit.
Meist ist unmittelbar nach dem Unfall eine deutliche Schwellung festzustellen. Die aktive Beweglichkeit im Daumensattelgelenk ist schmerzhaft aufgehoben. Es findet sich eine isolierte Druckschmerzhaftigkeit am proximalen ersten Mittelhandknochen.
Röntgenologisch ist eine Mehrfragmentfraktur der Basis des ersten Mittelhandknochens zu erkennen. Ein größeres ulnares Fragment verbleibt oft undisloziert, während der übrige Mittelhandknochen durch Einstauchung der restlichen Frakturzone nach proximal gleitet.
Luxation des Daumensattelgelenks, Fraktur der radialen Handwurzel.
Die Therapiemaßnahmen richten sich nach dem Frakturtyp und dem begleitenden Weichteilschaden. Eine Fraktur der Basis des Os metacarpale I mit wenigen großen Fragmenten kann durch eine anatomisch korrekte operative Reposition mit einer Platte stabilisiert werden. Frakturen mit einer Trümmerzone, die sich durch eine Extension gut reponieren lassen, können geschlossen oder offen mit Kirschner-Drähten fixiert werden. Eine konservative Therapie in einem Gipsverband mit Extensionsvorrichtung wird für Trümmerfrakturen ebenfalls als mögliche Behandlungsoption angesehen.
Reposition der Gelenkfraktur und Stabilisation.
Liegt eine Trümmerfraktur der Basis oder eine Kontraindikation gegen ein operatives Vorgehen vor, kann wie bei der Bennett-Fraktur eine Immobilisation des Daumens in Abduktion bei gleichzeitiger Extension über einen transossär eingebrachten Kirschner-Draht im distalen Os metacarpale I angelegt werden.
Systemische antiphlogistische Medikation.
Nach Anlegen eines bogenförmigen radialen Hautschnitts wird die Streckaponeurose zwischen den Sehnen des M. extensor pollicis longus und des M. extensor pollicis brevis gespalten. Sensible Äste des N. radialis müssen geschont werden. Die Gelenkkapsel kann nun eröffnet und das Gelenk gespült werden. Unter Längszug am Daumen wird die Frakturzone reponiert. Größere Fragmente können temporär mit Kirschner-Drähten fixiert werden. Eine eventuell entstandene Defektzone wird mit spongiösem Knochenmaterial aus dem Radius aufgefüllt. Die Stabilisation erfolgt mit einer T- oder L-Platte. Ist keine Plattenosteosynthese möglich, werden die Hauptfragmente mit Kirschner-Drähten fixiert.
Die Rolando-Fraktur mit Ausbildung einer Trümmerzone hat eine ungünstige Prognose für das Daumensattelgelenk, da eine anatomisch korrekte Reposition aufgrund der zahlreichen Fragmente oft nicht möglich ist.
Unmittelbar postoperativ ist eine Ruhigstellung in einem Unterarmgips mit Daumeneinschluss erforderlich. Bei stabiler Plattenosteosynthese kann nach zwei bis drei Wochen mit einer funktionellen Nachbehandlung begonnen werden, bei einer Kirschner-Draht-Osteosynthese erst nach etwa vier Wochen. Die perkutan ausgeleiteten Drähte verbleiben ca. drei Wochen.