Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie |
Rheumatische Zervikalarthritis
Im weiteren Sinne bezeichnet der Begriff Zervikalarthritis eine Gelenkentzündung im Bereich der Halswirbelsäule. Verwendet wird er jedoch nahezu ausschließlich bezogen auf die rheumatische Zervikalarthritis.
Im Rahmen einer rheumatoiden Arthritis (siehe Arthritis, rheumatoide) auftretende chronische Synovialitis bis hin zur Gelenkdestruktion sowie Einbeziehung extraartikulärer Strukturen (Bänder, Gefäße) mit zunehmender Instabilität der Halswirbelsäule bis hin zur Dislokation (siehe auch Dislokation, atlantoaxiale und Halswirbelsäule, instabile).
Zu unterscheiden sind verschiedene Formen der zervikalen Dislokation:
Die rheumatische Zervikalarthritis stellt wegen einer konsekutiv möglichen Myelopathie mit vitaler Bedrohung einen besonderen Aspekt der Rheumatologie dar.
Stadienabhängig; initial sind Fehlhaltungen, Bewegungseinschränkungen, Nackenschmerzen und häufig zum Okziput projizierte Schmerzen wegweisend.
Röntgenaufnahme der Halswirbelsäule in vier Ebenen mit Funktionsaufnahmen; zur weiteren Indikationsstellung bezüglich stabilisierender oder dekomprimierender Operationen sind Magnetresonanztomographie und Computertomographie sinnvoll.
Stadienabhängig; die initial unspezifischen Beschwerden können in ähnlicher Form durch degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule ausgelöst werden.
Im frühen Stadium stehen konservative Verfahren im Vordergrund.
Indikationen zur Operation der Halswirbelsäule bei rheumatoider Arthritis: neurologische Symptome, progrediente Instabilität und konservativ therapieresistente Nackenschmerzen.
Bei akuter Myelonkompression mit paraplegischer Symptomatik ist eine unmittelbare Haloextension erforderlich. Das weitere Vorgehen richtet sich nach dem Ergebnis der durchzuführenden Diagnostik.
Im Rahmen der konservativen Therapie übliche medikamentöse Therapie der rheumatoiden Arthritis (siehe dort), z. B. mit nicht-steroidalen Antirheumatika, Kortikoiden, Basistherapeutika.
Die Art der operativen Versorgung (Versteifung, gegebenenfalls Dekompression) richtet sich nach dem Ort der Dislokation. Atlantoaxiale Spondylodesen als dorsale Fusion mit kortikospongiösem Span sind insbesondere bei basilärer Impression (siehe Basiläre Impression) bis zum Okziput auszudehnen. Eine transorale Resektion des Dens axis kann bei Invagination des Dens in das Foramen magnum zur Dekompression des Myelons im kraniozervikalen Übergang erforderlich werden. Als Alternative zur dorsalen C1/C2- Spondylodese durch Verdrahtung hat sich die transartikuläre atlantoaxiale Schraubenfixation nach Magerl bewährt (siehe Dislokation, atlantoaxiale). Interkorporelle Spondylodesen im mittleren und unteren Halswirbelsäulenbereich werden durch anteriore Verblockung mit Osteosyntheseplatten zur Frühmobilisierung der Patienten durchgeführt.. Gelegentlich sind ventrodorsale Kombinationseingriffe erforderlich.
Im Rahmen der konservativen Therapie der rheumatoiden Arthritis übliche Verfahren (siehe dort).
Sowohl bei konservativer Therapie (zur Kontrolle eventuell progredienter Verläufe) als auch nach Operationen (zur Kontrolle des regelrechten knöchernen Durchbaus) sind regelmäßige klinische und radiologische Kontrollen erforderlich.