Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Ergometrie

Synonyme

Fahrradergometrie; Laufbandergometrie; Ruderergometrie

Englischer Begriff

Ergometry

Definition

Unter Ergometrie versteht man unterschiedliche Verfahren, die die Beobachtung und Messung physiologischer Parameter während körperlicher Belastung zum Ziel haben. Der Begriff Fahrradergometrie wird oft synonym gebraucht; eigentlich ist jedoch Ergometrie der Oberbegriff, unter dem auch andere Formen wie Laufband- und Ruderergometrie einsortiert werden.

Beschreibung

Ergometrie bedeutet wörtlich „Messung von Arbeit“, d. h. die von einem Patienten oder Probanden geleistete Arbeit wird gemessen und mit physiologischen Parametern wie Herzfrequenz, Blutdruck, Herzminutenvolumen, Elektrokardiogramm (EKG), Sauerstoffaufnahme und Laktatspiegel im Blut korreliert. In der medizinischen Praxis ist der wichtigste Grund für das Durchführen der Ergometrie die Abklärung kardiologischer Erkrankungen (so genanntes Belastungs-EKG). In der Sportmedizin dient die Ergometrie dagegen der Messung der Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit von Sportlern.

Praktisch wird meist die Fahrradergometrie durchgeführt, bei der der Patient oder Proband auf einem Fahrrad bei einer Trittfrequenz zwischen 60 und 80/min von der Eingangsbelastung ausgehend (beim Herzkranken 25 Watt, beim Sportler 50 oder 100 Watt) gegen einen definierten Widerstand arbeiten muss. Stufenweise (in der Regel Schritte von 25 Watt) wird nun der Widerstand erhöht, wodurch der Proband zu gesteigerter Leistung gezwungen ist. Jede Stufe dauert mindestens zwei Minuten, damit sich ein Steady State der gemessenen Parameter einstellen kann. Simultan werden ein EKG mit allen zwölf Ableitungen aufgezeichnet sowie Pulsfrequenz und Blutdruck registriert. Bei spezifischen sportmedizinischen Fragestellungen können auch Parameter wie der Laktatspiegel im Blut bestimmt werden, im Rahmen der Spiroergometrie wird die Sauerstoffaufnahme gemessen. Abbruchkriterien sind das Auftreten subjektiver Erschöpfung, Atemnot, Angina pectoris, EKG-Veränderungen wie Extrasystolen, ST-Streckensenkung oder -Hebung oder Blutdruckanstieg über 230 mm Hg. Bei Maximaltests wird – falls keines der genannten Abbruchkriterien vorliegt – bis zur unteren maximalen Grenzfrequenz belastet, die sich nach folgender Faustregel berechnet: untere maximale Grenzfrequenz (Schläge/min) = 200 − Lebensalter in Jahren. Die Soll-Leistung liegt bei Männern bei 3,0 Watt/kg KG abzüglich 10 % für jede Lebensdekade über 30 Jahren. Bei Frauen liegt die Soll-Leistung bei 2,5 Watt/kg KG abzüglich 10 % für jede Lebensdekade über 30 Jahren. Beim Herzpatienten sollte nach Beendigung der Belastung das EKG noch etwa fünf Minuten weiter registriert werden, da späte ST-Senkungen nach Belastungsende auftreten können.

Autor

Nils Hailer