Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie |
Pfannenprotrusion
Intrapelvic protrusion; Acetabular protrusion; Otto pelvis
Vermehrte Tiefe der Hüftgelenkpfanne mit fließendem Übergang von der Norm zum Krankhaften.
Primär durch endogene Faktoren bedingt; sekundär bei Osteomalazie, chronischer Polyarthritis, posttraumatisch (zentrale Hüftgelenkluxation mit Pfannenbodenfraktur), nach Hemiprothesen. Die Protrusio acetabuli ist per se eine präarthrotische Deformität. Dabei kommt es zu einem verstärkten Einsinken des Hüftkopfs in die Hüftgelenkpfanne. Männer sind etwa zehnmal so häufig betroffen wie Frauen. Die primäre Protrusion ist immer doppelseitig.
Bewegungseinschränkungen des Hüftgelenks in allen Bewegungsrichtungen, bei einseitigem Auftreten Beinverkürzung.
Röntgen (anterior-posteriore Beckenübersichtsaufnahme): Pfannenboden überschreitet die Köhler-Linie nach medial und wölbt sich im fortgeschrittenen Stadium in das kleine Becken vor. Häufig in Kombination mit Coxa vara. Zur Dokumentation der funktionellen Beweglichkeit Anfertigung von Funktionsaufnahmen in maximaler Ad- und Abduktion.
Pfannenbodenfrakturen
Bei mäßiggradiger Protrusio und mäßigen Beschwerden krankengymnastische Übungsbehandlung mit Traktionsmobilisation, Entspannung hypertoner Muskelgruppen, Kräftigung insuffizienter atrophischer Muskulatur, Schmerzmedikation, begleitend physikalische Therapiemaßnahmen.
Bei Patienten unter 60 Jahren mit mäßiger Schmerzsymptomatik, deutlicher Protrusio und Coxa vara und noch fehlenden arthrotischen Veränderungen: valgisierende intertrochantäre Umstellungsosteotomie (Verbesserung der Abspreizfähigkeit).
Bei Patienten über 60 Jahren mit deutlichen degenerativen Veränderungen: Implantation einer Hüfttotalendoprothese mit autologer Pfannenbodenaufbauplastik.