Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Fuß, entzündliche Erkrankungen

Synonyme

Arthritis; Osteomyelitis; Rheuma; Gicht

Englischer Begriff

Inflammatory foot diseases

Definition

Unter den entzündlichen Erkrankungen werden alle diejenigen zusammengefasst, die mit den typischen Entzündungszeichen einhergehen: Functio laesa, Rubor, Tumor, Calor, Dolor.

Pathogenese

Da es sich um eine Vielzahl von Erkrankungen handelt, weisen all diese eine unterschiedliche Pathogenese auf.

Für infektiös entzündliche Erkrankungen wie Osteomyelitis, infektiöse Arthritis oder Weichteilinfekte (z. B. Erysipel) ist ein externes Agens (Bakterium) verantwortlich, welches in das jeweilige Kompartment eingedrungen ist. Reaktiv entzündliche Erkrankungen auf ein infektiöses Agens außerhalb des Fußbereichs sind ebenfalls möglich (Yersinien, Shigellen, Salmonellen, Chlamydien). Die rheumatischen Beteiligungen des Fußes fallen in den Bereich der immunologisch hervorgerufenen Erkrankungen. Stoffwechselbedingte Entzündungen des Fußes werden vor allem durch Ausfallen von Uratkristallen (Gicht), seltener von Kalziumpyrophosphatkristallen (Pseudogicht) in der Synovialflüssigkeit hervorgerufen. Diese lösen eine inflammatorische Reaktion im Gelenk aus und führen schließlich zur Zerstörung des Gelenkknorpels.

Symptome

Klinisch zeigen sich die Kardinalsymptome einer Entzündung: Calor, Rubor, Tumor, Dolor und Functio laesa. Im Fall einer Gelenkbeteiligung kommt es zusätzlich zum Gelenkerguss, der eine deutliche Bewegungseinschränkung nach sich zieht.

Diagnostik

Die Diagnose entzündlicher Erkrankungen und deren Pathogenese erfolgt aus der Zusammenschau der Anamnese, der klinischen Untersuchung, bildgebender Verfahren und laborchemischer Parameter.

In der Anamnese ist vor allem auf die Erhebung bereits bestehender Infektionskrankheiten, eines Diabetes mellitus, einer vorausgehenden Verletzung als Keimeintrittspforte, einer Stoffwechselerkrankung oder einer rheumatischen Erkrankung zu achten. Die klinische Untersuchung schließt die Inspektion, Palpation und Funktionsüberprüfung mit ein. Besonders ist auf etwaige Gelenkergüsse zu achten. In der bildgebenden Diagnostik ist zuerst ein Röntgenbild anzufertigen, um eine ossäre Beteiligung auszuschließen oder zu diagnostizieren. Außerdem lassen sich kartilaginäre Destruktionen feststellen. Die Sonographie spielt in der Diagnostik von Gelenkergüssen eine Rolle. Die Magnetresonanztomographie, Computertomographie oder Skelettszintigraphie werden erst in zweiter Linie eingesetzt. Eine wichtige Rolle spielt die laborchemische Blutuntersuchung. Hierbei ist auf Entzündungswerte (CRP, Leukozyten, BSG), Rheumafaktor und erhöhte Stoffwechselprodukte zu achten (Harnsäure).

Differenzialdiagnose

Differentialdiagnostisch ist neben den bereits erwähnten Erkrankungen vor allem eine akute Charcot-Arthropathie abzugrenzen. Diese geht in ihrer Akutphase mit Schwellung, Rötung und Erwärmung des Fußes einher. Anamnestisch ist meist ein Diabetes mellitus oder eine Neuropathie anderer Genese zu erheben.

Therapie

Die Therapie richtet sich nach der Genese des entzündlichen Geschehens, wobei in den meisten Fällen ein anfängliches konservatives Vorgehen gerechtfertigt ist.

Akuttherapie

Ruhigstellung des Fußes mit lokaler Anwendung antiphlogistischer Maßnahmen (Kryotherapie) und/oder Antibiose.

Konservative/symptomatische Therapie

Akute entzündliche Geschehen bedürfen meist einer Ruhigstellung, um die akute Entzündung abklingen zu lassen.

Medikamentöse Therapie

Die Ruhigstellung kann durch entzündungshemmende Medikation (NSAR) unterstützt werden. Je nach Genese des Geschehens werden eine Antibiose oder eine stoffwechselmodulierende Medikation (Purinstoffwechsel) hinzugefügt.

Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis erfordern eine gesonderte Medikation.

Operative Therapie

Infektiös-entzündliche Erkrankungen von Gelenken erfordern eine rasche chirurgische Therapie im Sinn einer offenen Infektsanierung mit Synovektomie und Spülung des Gelenks. Bei infektiös-entzündlichen ossären Erkrankungen muss dann eine chirurgische Therapie durchgeführt werden, wenn eine konservative Therapie keine Besserung bringt. Für Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises stehen auch in allen Phasen der Erkrankung operative Verfahren zur Verfügung.

Dauertherapie

Rheumatische Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen erfordern eine dauerhafte medikamentöse Therapie.

Bewertung

Der Erfolg der Therapie hängt von der Erkennung der Ursache der Entzündung ab. Erst wenn das ursächliche Agens gefunden wird, kann eine dauerhafte Heilung erwartet werden.

Nachsorge

Entzündliche Fußerkrankungen verlangen eine regelmäßige Kontrolle der Befunde und eine eventuelle Angleichung der Therapie. Der Erfolg der Therapie kann je nach Erkrankung mithilfe laborchemischer Parameter oder radiologischer Verlaufskontrollen erhoben werden.

Autor

Karl-Heinz Kristen, Peter Bock