Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie |
Psoasabszess; Ileopsoasabszess
Ileopsoas abscess
Ausbreitung einer lokalisierten Infektion durch die Eigenschwere des Eiters. In der Regel folgt die Eiterausbreitung der Schwerkraft und erstreckt sich dann entlang anatomischer Strukturen, z. B. bei der lumbalen Spondylodiszitis als Ileopsoassenkungsabszess. Der Senkungsabszess stellt ein fortgeschrittenes Erkrankungsstadium dar.
Der Senkungsabszess entsteht bei längerem Erkrankungsverlauf aus einem unbehandelten Abszess. Die Pathogenese unterscheidet sich nicht von der primären unkomplizierten Abszessbildung. Bei Fortbestehen der Abszedierung werden anatomische Grenzstrukturen, wie z. B. Muskelfaszien oder auch Knochen, erreicht. Die weitere Ausbreitung der Eiteransammlung folgt dann diesen anatomischen Strukturen und erreicht häufig die Körperoberfläche als floride Fisteleiterung.
Siehe Abszess. Beim Senkungsabszess ist die klinische Symptomatik durch eine größere Ausbreitung und Beteiligung von anatomischen Strukturen verstärkt.
Anamnese, körperliche Untersuchung mit Inspektion und Palpation. Durch die besondere Situation des Senkungsabszesses ist die Sicherung des primären Abszedierungsorts wesentlich für die erfolgreiche Behandlung. Entsprechend sollten Sonographie und Magnetresonanztomographie zur Darstellung des Abszessbereichs eingesetzt werden.
Abszess
Hochlagerung, Kühlung, Schmerzmedikation und baldmöglichst operative Herdsanierung.
Empirisch kalkulierte Antibiotikatherapie; nach Erhalt der Abstrichergebnisse mit Antibiogramm erfolgt gegebenenfalls Anpassung der Therapie.
Siehe Abszess. Bei Senkungsabszessen ist die Sanierung des Primärherds wesentlich. Im Rahmen der operativen Versorgung muss die Möglichkeit differenzierter Zugänge zur Behandlung des Primärherds und des Abszessbereichs in Betracht gezogen werden.
Bei chirurgisch nicht sanierungsfähigem Primärherd kann die Einlage einer Dauerdrainage zur Sekretableitung durchgeführt werden.