Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie |
Hüftgelenkdysplasie; Hüftdysplasie; Luxatio coxae congenita
Congenital hip dysplasia; Dysplasia oh the hip; Developmental dysplasia of the hip (DDH); Congenital dislocation of the hip (CDH)
Angeborene Reifungsstörung der Hüftpfanne mit Abflachung der Hüftgelenkpfanne und der Gefahr der Subluxation bzw. Luxation des Hüftkopfs. Die Hüftdysplasie ist eine präarthrotische Deformität.
Häufigste kongenitale Skelettfehlentwicklung (4 %), in 40 % der Fälle beidseitiges Vorkommen, Verhältnis w : m = 6 : 1. Aufgrund erblicher Skelettfehlformen in Kombination mit anderen Fehlbildungen sowie durch Lageanomalien oder beengende Prozesse im Uterus. Ossifikationsstörung des Pfannenerkers mit möglicher knorpeliger Deformierung,, unbehandelt kann es zu eine Dezentrierung des Hüftkopfs mit zunehmender Subluxation oder Luxation kommen.
Bewegungsarmut, gegebenenfalls Abspreizbehinderung, Asymmetrie der Gesäß- und Oberschenkelfalten, andere Skelettfehlformen, Stabilitätstests (Ortolani-Test, Barlow-Test), Palpation einer leeren Pfanne (Luxation), Beinlängendifferenz.
Einteilung in drei Schweregrade: Hüftdysplasie, Hüftsubluxation, Hüftluxation.
Möglichst frühzeitige Hüftgelenksonographie postnatal, obligat im Rahmen der U3 vier bis sechs Wochen postnatal, sonographische Einteilung in vier Schweregrade nach Graf. Bei älteren Kinder (ab neuntem Lebensmonat) Beckenübersichtsaufnahme und radiologische Einteilung nach Tönnis und Brunken. Selten apparative Zusatzuntersuchungen: spezielle Röntgenaufnahmen (nach Rippstein), Arthrographie, Magnetresonanztomographie, Computertomographie.
Teratologische Hüftluxation, Hüftluxation bei Coxitis, angeborene Femurdefekte.
Ziel: frühestmögliche Behandlung! Aufklärung und Beruhigung der Eltern.
Retention, gegebenenfalls zuvor Reposition (siehe unten).
Bei Hüftdysplasie: Retention des Hüftkopfs, Nachreifung der Hüftgelenkpfanne; bei Hüftgelenksubluxation bzw. -luxation: Reposition und Retention des Hüftkopfs, Nachreifung der Pfanne, Vermeidung einer Reluxation.
Reposition: manuelle Reposition, Overhead-Extension, Längsextension, funktionelle Repositionsorthesen (Pavlik-Bandagen).
Retention: Abspreizbehandlung mit Spreizhose, Pavlik-Bandage, Düsseldorfer Spreizschiene, Fettweis-Gips für Wochen oder Monate unter sonographischer Kontrolle.
Zusätzlich Krankengymnastik auf neurophysiologischer Basis.
Im Verlauf bei Therapieresistenz gegebenenfalls operative Therapie: Vorgehen in Abhängigkeit vom Alter mit Beckenosteotomien (z. B. nach Salter oder Chiari), Pfannendachplastiken, Dreifachbeckenosteomie (Triple-Osteotomie), gegebenenfalls zusätzliche Korrekturosteotomie am proximalen Femur (DVEO).
Präarthrotische Deformität.