Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Interkostalblockade

Englischer Begriff

Intercostal block; Intercostal nerve block

Definition

Die Interkostalblockade entsteht bei Unterbrechung der sensiblen, motorischen und vegetativen Impulsleitung im Verlauf mehrerer thorakaler Spinalnerven von Th4–Th10 (d. h. von Höhe der Brustwarzen bis zum Bauchnabel).

Indikation

Die Interkostalblockade eignet sich zur Schmerzbekämpfung im Bereich der vorderen und seitlichen Brust- und Bauchwand, z. B. bei Rippenfrakturen, zur postoperativen Schmerztherapie nach Thorakotomie, Anlage einer Thoraxdrainage, Interkostalneuralgien, Behandlung von Herpes zoster oder Pleuritis usw.

Kontraindikation

Absolute Kontraindikationen: Ablehnung des Verfahrens durch den Patienten, Infektionen oder Tumore im Bereich der Punktionsstelle, Allergie auf Lokalanästhetika, unbehandelte Gerinnungsstörung.

Relative Kontraindikationen: Fehlende Kooperation des Patienten, Lagerungsprobleme, generalisierte Infekte und Sepsis, neurologische Vorerkrankungen, wegen der Gefahr hoher Plasmaspiegel der Lokalanästhetika auch AV-Block 2. und 3. Grades, frischer Herzinfarkt und bradykarde Herzrhythmusstörungen, Epilepsie.

Durchführung

Die Interkostalblockade kann im Sitzen oder in Seitenlage durchgeführt werden. Im Sinn einer Leitungsanästhesie sollte die Blockade möglichst proximal erfolgen. Meist wird die Blockade am Angulus costae durchgeführt, da dort die Rippen gut tastbar sind und der Sulcus costae mit (von oben nach unten) V. intercostalis, A. intercostalis und N. intercostalis stark ausgeprägt ist. Nach Palpation der entsprechenden Rippe wird die Punktionskanüle in leicht kranialer Richtung (ca. 20°) bis zum Knochenkontakt vorgeschoben. Anschließend „wandert“ die Kanüle vorsichtig zum Unterrand der Rippe und gleitet – weiterhin in leicht kranialer Stichrichtung – ca. 3 mm unter die Rippe. Wegen der Gefahr eines Pneumothorax sollte ein tieferes Eindringen der Kanüle vermieden werden.

Im Allgemeinen müssen mehrere Interkostalnerven blockiert werden, da sich die Innervationsgebiete überlappen. Um die nach Interkostalblockade resultierenden Blutspiegel möglichst gering zu halten, werden meist Lokalanästhetika mit Adrenalinzusatz verwendet.

Nachbehandlung

Wegen möglicher Komplikationen durch hohe Plasmaspiegel von Lokalanästhetika (wegen der Nachbarschaft von V. intercostalis und A. intercostalis) mit Krampfanfall, kardialen Komplikationen oder der Gefahr eines Pneumothorax darf die Interkostalblockade nur in Narkose- und Reanimationsbereitschaft durchgeführt werden. Bei Verdacht auf einen Pneumothorax nach Interkostalblockade sollte vier bis acht Stunden später eine Röntgenkontrolle durchgeführt werden.

Autor

Peter Teschendorf