Engelhardt (Hrsg.) Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie |
Sehnenrekonstruktion; Sehnenoperation
Tendon suture; Tendon reconstruction
Operative Methode zur Rekonstruktion einer gerissenen Sehne mit Nahtmaterial.
Frische Sehnenruptur, hoher funktioneller Anspruch, Ruptur einer wichtigen Sehne, bei deren Ausfall eine deutliche Funktionseinschränkung resultieren würde (Schulter: Rotatorenmanschette; Knie: Lig. patellae; Fuß: Achillessehne).
Absolute Kontraindikationen sind manifeste periphere arterielle Verschlusskrankheiten, Thrombose, Gerinnungsstörungen, lokale Infektion. Relative Kontraindikationen sind in Abhängigkeit von Erwartungshaltung und Operationsrisiko und zu erwartendem funktionellen Defizit zu entscheiden.
Prinzipielles Ziel ist es, mit Fäden die Sehnenenden anzuschlingen und in Kontakt zu bringen, so dass eine Heilung der Sehne unter Erhalt der Länge für die Muskulatur erfolgen kann (siehe Abb. 1 am Beispiel eines Achillesehnenrisses). Vielfältige Methoden kommen im Detail zur Anwendung: arthroskopische Techniken (Schulter, Kniegelenk), gedeckte Nahttechniken (Achillessehne) sowie die klassische offene Sehnennaht. Die Nahtmaterialien sind uneinheitlich, da sowohl resorbierbares monofiles oder geflochtenes als auch nicht-resorbierbares Nahtmaterial, oft auch in Hybridtechnik, Verwendung findet. Verschiedenartige Knoten und Durchflechtungstechniken sind beschrieben.
Abb. 1.
Intraoperatives Bild einer intratendinös gerissenen Achillessehne – akute traumatische Ruptur. Die Sehnenenden sind mit Fäden angeschlungen und werden unter Zug adaptiert.
Je nach Lokalisation der genähten Sehne und Stabilität der Naht selbst wird eine frühfunktionelle Behandlung angestrebt. Allerdings weist die Sehne auch bei stabiler Nahttechnik eine auf 10–50 % der ursprünglichen Festigkeit reduzierte Stabilität auf. Die Heilungsdauer der primären Sehnenheilung beträgt im Schnitt sechs Wochen. Die mit der Sehnenverletzung einhergehende Muskelatrophie muss mit gezielter heilgymnastischer Therapie behandelt werden.