Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Wundinfektion

Englischer Begriff

Wound infection

Definition

Eintritt von Mikroorganismen in eine Wunde mit den charakteristischen Zeichen einer lokalen Entzündung.

Pathogenese

Wundinfektionen werden durch die Besiedlung mit Bakterien (am häufigsten Staphylococcus aureus), in seltenen Fällen auch durch Viren und Pilze hervorgerufen. Eine kontaminierte Wunde muss jedoch nicht zwangsläufig zu einer Wundinfektion führen. Ausschlaggebend für das Infektionsrisiko ist, neben Art und Anzahl der Erreger, vor allem der Immunstatus des Patienten.

Symptome

Neben den klassischen Zeichen der Entzündungsreaktion mit Rötung, Schwellung, Überwärmung, Ruhe- und Nachtschmerz und – je nach Lokalisation der Wunde – Bewegungseinschränkung, kann es im Verlauf zu allgemeinen Symptomen wie Temperaturanstieg und allgemeinem Krankheitsgefühl bis zum Vollbild der Sepsis kommen.

Weiterhin tritt im Verlauf einer Wundinfektion häufig eine Wunddehiszenz auf. Außerdem kann eine Sekretion aus der Wunde auftreten.

Diagnostik

Genaue Inspektion der Wunde. Labordiagnostik mit Blutbild, CRP und Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit. Bei schwerer Symptomatik komplette Labordiagnostik zur frühzeitigen Sicherung bzw. Ausschluss einer Sepsis. Entnahme eines Wundabradats zur bakteriologischen Untersuchung und kurzfristigen Durchführung einer Gramfärbung. Ergänzend Sonographie zum Ausschluss eines Flüssigkeitsverhaltes und gegebenenfalls Punktion mit bakteriologischer Untersuchung des Punktats.

Differenzialdiagnose

Normaler postoperativer Befund, postoperativer Reizzustand, Frühinfekt, allergische Reaktion auf Nahtmaterial

Therapie

Chirurgisch

Akuttherapie

Ruhigstellung, Kühlung, Analgetika je nach Symptomatik.

Medikamentöse Therapie

Postoperativ antibiogrammgerechte systemische Antibiose. Liegt (noch) kein Keimnachweis vor, erfolgt die kalkulierte Antibiotikatherapie (z. B. mit Cephalosporinen oder Penicillin). Die Antibiotikatherapie wird erst nach Gewinnung von Material zur bakteriologischen Untersuchung begonnen.

Operative Therapie

Wiedereröffnen der Wunde und Prüfung,, z. B. durch partielle Eröffnung von Fasziennähten, ob auch tiefere Schichten von der Infektion betroffen sind (siehe Frühinfekt). Ist die Infektion auf die oberflächlichen Schichten begrenzt, erfolgt unter systemischer Antibiose nach Entnahme eines bakteriologischen Abradats eine großzügige Wundrandexzision, die intensive Spülung des Gewebes und die schonende Mobilisation des Geweberands. Der Wundverschluss erfolgt wenn möglich durch sekundäre Hautnaht. Ist eine spannungsfreie Adaptation der Wundränder nicht möglich, sollten primär Hautersatzmittel verwendet und gegebenenfalls lokale Antibiotikaträger eingelegt werden. Nach wenigen Tagen (sieben bis zwölf Tagen) kann die Sekundärnaht durchgeführt werden.

Nachsorge

Inspektion der Wunde bereits am ersten postoperativen Tag, um eine erneute Problematik frühzeitig zu erkennen. Postoperative Hochlagerung der sekundär genähten Extremitätenabschnitte sowie Ruhigstellung in entsprechenden Lagerungsschienen.

Im weiteren Verlauf klinische Kontrolle der sekundären Wundheilung und der Laborparameter. Abschlusskontrolle nach vollständiger Wundheilung, weitere Nachsorge nicht erforderlich.

Autor

Matthias Bühler, Hergo Schmidt