Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Wirbelsäulenosteomyelitis

Synonyme

Spondylitis

Englischer Begriff

Spondylitis

Definition

Durch unspezifische Erreger hervorgerufene Osteomyelitis eines oder mehrerer Wirbelkörper.

Siehe auch Spondylitis.

Pathogenese

Spondylodiszitis: Entzündung im Bereich der Bandscheibe, auf die benachbarten Deck- und Grundplatten übergreifend; endogene Spondylitis: hämatogene Keimaussaat, Haupterreger Staphylococcus aureus; exogene Spondylitis: Folgen einer bakteriellen Kontamination.

Symptome

Akute Form (seltener): schweres Krankheitsgefühl mit septischen Temperaturen; chronische Form: subfebrile Temperaturen, Müdigkeit, Gewichtsverlust.

Lokalbefund beider Verlaufsformen: lokaler Druckschmerz, Verstärkung bei Perkussion oder Stauchung, dumpfer Nachtschmerz.

Diagnostik

Labor (BSG, Leukozyten, CRP, gegebenenfalls Blutkulturen im Fieberschub); Röntgen; Szintigraphie (Methode der Wahl bei klinischem Verdacht und negativer Röntgendiagnostik); Magnetresonanztomographie (Weichteilinfiltration? Spinalkanal?); Punktion (computertomographiegesteuert, Bakteriologie und Histologie).

Differenzialdiagnose

Tuberkulöse Spondylitis.

Therapie

Ausheilung durch konservative Therapie möglich. Indikation: Frühstadium, erhöhtes Narkose- oder Operationsrisiko, chronischer Verlauf ohne wesentliche knöcherne Destruktionen.

Indikationen zur operativen Therapie:

  • absolut: septische Temperaturen trotz adäquater Antibiotikatherapie über zwei Wochen, schwere Wirbelkörperdestruktionen, neurologische Komplikationen, Rezidiv, Sepsis;
  • relativ: Erreger unbekannt bzw. Erreger bekannt, jedoch kein ausreichender Erfolg unter konservativer Therapie.

Akuttherapie

Analgetika

Konservative/symptomatische Therapie

Immobilisation (Bettruhe) für sechs bis acht Wochen, resistogrammgerechte intravenöse Antibiotikatherapie über vier bis sechs Wochen, anschließend mehrwöchige orale Antibiotikatherapie.

Medikamentöse Therapie

Siehe oben.

Operative Therapie

Letztlich wird der Zugang von der Art, dem Umfang und der Lokalisation des Infekts bestimmt. Herdausräumung und Spondylodese mit autologem Beckenkammspan. Zusätzlich gegebenenfalls dorsale Stabilisierung.

Nachsorge

Die Dauer der postoperativen Nachbehandlung inklusive der Antibiotikatherapie richtet sich nach dem Verlauf der Laborparameter, der Klinik und dem radiologischen Befund. Strikte postoperative Immobilisation.

Wöchentliche Laborkontrolle (BSG, CRP) in den ersten postoperativen Monaten. Der Nachbeobachtungszeitraum umfasst ca. zwei Jahre.

Autor

René Hartensuer