Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Strahlensarkom

Englischer Begriff

Radiation-induced sarcoma (RIS)

Definition

Durch ionisierende Strahlung verursachte maligne, biologisch meist aggressiv wachsende Tumoren. Nach radioonkologischer Therapie ist ein Tumor als Strahlensarkom zu definieren, wenn er im Bestrahlungsfeld lokalisiert ist, vor der Applikation der Strahlung nicht bekannt war und nach einer entsprechenden Latenzzeit (im Mittel drei Jahre) nach Expositionsende aufgetreten ist. Typische Lokalisationen an der Haut, Bindegewebe (Retroperitoneum, Pleura, Extremitäten) und Knochen. Etwa die Hälfte als Osteosarkome (siehe Abb.  1), ca. 40 % als Fibrosarkome, der Rest als maligne fibröse Histiozytome, chondrogene Tumoren u. a.

Bereits seit den 1920er Jahren bekannt, z. B. als Folge einer Tuberkulosebestrahlung (dutzend- bis hundertfache Durchleuchtungen), andererseits bei Arbeitern in der Uhrenindustrie (Bemalen der Leuchtzifferblätter mit radioaktivem Material).


Abb. 1.
b) magnetresonanztomographisch solidem präsymphysealen Tumorgewebe (Pfeil).

Pathogenese

Unterschieden wird zwischen Sarkomen als Folge einer medizinisch indizierten Strahlentherapie (Postirradiation sarcoma, u. a. nach Radiatio wegen Mammakarzinom, Uterus- oder Ovarialkarzinomen, Kopf-Hals-Tumoren, Lymphomen) und solchen nach einem Strahlenunfall (z. B. nach dem Tschernobyl-Unglück). Vorbestehende Knochenläsionen sind stärker gefährdet, maligne zu entarten. Ebenso vermutlich höheres Risiko bei genetisch disponierten Personen. Zur Strahlenkarzinogenese siehe Strahlenexposition.

Diagnostik

Bei anamnestisch bekannter Strahlenexposition regelmäßige Kontrollen im Rahmen der Tumornachsorge. Grading und Staging nach den üblichen Kriterien.

Therapie

Medikamentöse Therapie

Primäre Chemotherapie bei High-grade-Tumoren größer als 5 cm, bei Tumoren kleiner als 5 cm systemische Chemotherapie nach radikaler chirurgischer Resektion.

Operative Therapie

Wegen der Aggressivität des Tumors ist eine radikale Resektion anzustreben.

Nachsorge

Regelmäßige, meist engmaschige Kontrollen zur frühzeitigen Erkennung von Lokalrezidiven bzw. Metastasen.

Autor

Bernd Tombach, Jan Bischoff