Engelhardt (Hrsg.)
Lexikon Orthopädie und Unfallchirurgie

Pannus

Englischer Begriff

Pannus

Definition

Fibröses Granulationsgewebe, das bei chronischen Entzündungszuständen wie bei rheumatoider Arthritis (siehe Arthritis, rheumatoide) und bei septischen Arthritiden durch die Proliferation synovialer Deckzellen der Gelenkkapsel im Sinn einer villösen Hyperplasie in den Gelenkspalt vorwächst. Es ist gefäßreich, invasiv wachsend und durch den hohen Anteil von Proteinasen und Glykanohydrolasen enzymatisch hochaktiv. Eingelagert sind lymphozytäre Infiltrate.

Beschreibung

Pannus führt charakteristischerweise zu einer Zerstörung des Knorpels und des Knochens der betroffenen Gelenke, die klinisch als Gelenkfehlstellung und Versteifung imponiert und zur völligen Funktionseinbuße führen kann.

Pathophysiologisch entwickelt sich der Pannus aus der normalerweise ein- bis zweilagigen Synovialmembran unter der Wirkung proinflammatorischer Zytokine der Knorpel und invadiert und destruiert Knochen.

Knochendestruktion durch ein fibroproliferatives Gewebe ist ein Phänomen, das auch bei der aseptischen Prothesenlockerung auftritt. Durch biomechanische, tribologische oder oberflächenstrukturelle Einflüsse bildet sich zwischen Prothese und Knochenoberfläche eine bindegewebige Membran. An der hyperplastischen Grenzmembran kommt es zu einer gesteigerten Knochenresorption, die nach Jahren eine Prothesenlockerung zur Folge haben kann.

Autor

Matthias Bühler, Hergo Schmidt